Autokorso, Sprechchöre

So feierten Wiens Türken den Sieg ihres „Sultans“

Österreich
25.06.2018 09:41

Mit knapp 52,6 Prozent ist Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag ein weiteres Mal zum mächtigsten Mann in der Türkei gewählt worden. In Österreich stimmten sogar 72 Prozent jener Türken, die in ihren Konsulaten zu den Wahlurnen geschritten waren, für Erdogan ab. Am Sonntagabend feierten rund 200 von ihnen bereits kurz nach den ersten Hochrechnungen ihren „Sultan“ auf den Straßen von Wien-Favoriten. 

Fahnen schwenkend und Parolen rufend marschierte die Menge vom Reumannplatz zur Gudrunstraße. Auch ein Autokorso, teils beflaggt mit türkischen Fahnen, fuhr durch das Grätzel. Die Polizei war mit zahlreichen Einheiten im Einsatz, zu besonderen Zwischenfällen kam es aber nicht, wie mitgeteilt wurde.

Fahnen schwenkend und Parolen rufend feierten rund 200 Türken in Wien-Favoriten den Sieg Erdogans. (Bild: facebook.com)
Fahnen schwenkend und Parolen rufend feierten rund 200 Türken in Wien-Favoriten den Sieg Erdogans.
Auch ein Autokorso, teils beflaggt mit türkischen Fahnen, fuhr durch das Grätzel. (Bild: facebook.com, krone.at-Grafik)
Auch ein Autokorso, teils beflaggt mit türkischen Fahnen, fuhr durch das Grätzel.

„Herr Recep Tayyip Erdogan hat die absolute Mehrheit erhalten“
In der Nacht auf Montag hatte die türkische Wahlkommission Erdogan bereits zum Sieger erklärt. „Aus den Ergebnissen geht hervor, dass Herr Recep Tayyip Erdogan die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen erhalten hat“, sagte Wahlkommissionschef Sadi Güven nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara. Rund 97,7 Prozent der Stimmen seien in das System der Kommission eingegeben worden. „Die Zahl der Stimmen, die noch nicht vom System erfasst wurden, werden das Ergebnis nicht beeinflussen.“

Erdogan nach seinem Wahlsieg vor Anhängern in Istanbul (Bild: AP)
Erdogan nach seinem Wahlsieg vor Anhängern in Istanbul

Große Mehrheit für Erdogan
Auch in Österreich hatte die große Mehrheit jener Türken, die abgestimmt hatten, den türkischen Staatschef gewählt. Rund die Hälfte der 106.657 als Wähler registrierten Austro-Türken hatte ihre Stimme abgegeben. Am Montagvormittag waren rund 83 Prozent dieser Stimmen ausgezählt, Erdogan kam dabei auf 72 Prozent. Sein wichtigster Gegenkandidat, der ehemalige Lehrer Muharrem Ince, erreichte bei den in Österreich lebenden Türken nur 16,9 Prozent, in seiner Heimat waren es rund 30,7.

Auch Deutsch-Türken stimmten für Erdogan
In Deutschland erreichte Erdogan nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmen 65,7 Prozent. In verschiedenen deutschen Städten feierten Anhänger das Ergebnis. Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte das Wahlverhalten der Deutschtürken scharf. „Die feiernden deutsch-türkischen Erdogan-Anhänger jubeln nicht nur ihrem Alleinherrscher zu, sondern drücken damit zugleich ihre Ablehnung unserer liberalen Demokratie aus. Wie die AfD eben“, sagte der Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur. „Das muss uns alle beschäftigen.“

Cem Özdemir (Bild: dpa/Maurizio Gambarini)
Cem Özdemir

Kneissl: „Türkei weiterhin kein EU-Beitrittskandidat“
Österreichs Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) betonte am Montag nach der Wahl, die Türkei sei weiterhin „aus österreichischer Sicht kein (EU-)Beitrittskandidat“. Man strebe „vielmehr eine strategische Partnerschaft mit der Türkei an“, verwies Kneissl im Vorfeld des EU-Außenministerrats in Luxemburg auf das Regierungsprogramm.

Recep Tayyip Erdogan - der alte und neue Präsident der Türkei (Bild: AP)
Recep Tayyip Erdogan - der alte und neue Präsident der Türkei

Erdogan ist umstritten - und hat jetzt mehr Macht denn je
Erdogans politische Linie ist mehr als umstritten. Politische Gegner und Journalisten landen in der Türkei regelmäßig im Gefängnis, auch bei der Wahl wurden zahlreiche Unstimmigkeiten gemeldet. Doch das hinderte den Präsidenten nicht daran, sein wichtigstes politisches Projekt, die Einführung des Präsidialsystems, abzuschließen. Künftig ist Erdogan nun Staats- und Regierungschef in einer Person und mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet. Einen Ministerpräsidenten gibt es nicht mehr.

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