Erlaubt oder verboten?

Erholungsraum Wald wird zur Konfliktzone

Österreich
24.05.2018 06:04

Österreich, Land der Berge und Wälder - fast die Hälfte der Fläche ist bewaldet. Doch bei Fragen der Nutzung geraten Erholungssuchende und Grundbesitzer oftmals aneinander.

In den heimischen Wäldern suchen etliche Österreicher Ruhe und Entspannung sowie Action und Spaß. Doch so manch einem Grundbesitzer reißt wegen der regelrechten Besucherströme immer wieder der Geduldsfaden. Ein erhöhtes Konfliktpotenzial ist die Folge.

Draht über Waldweg gespannt
Der jüngste Vorfall ereignete sich in Neukirchen an der Enknach in Oberösterreich. Weil einen Jäger die durchfahrenden Motorradfahrer und Biker ärgerten, spannte er einen Draht über einen Waldweg. Eine Radfahrerin (36) erkannte die Falle noch im letzten Moment. Der ausgeforschte Übeltäter gestand die Tat. Er wird nun wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit angezeigt.

Um zukünftig derartige Konflikte bestmöglich vermeiden zu können, müssen grundlegende Fragen geklärt werden: In wessen Besitz sind Österreichs Wälder und welche Aktivitäten sind überhaupt erlaubt?

„Nur das Betreten eines Waldes ist erlaubt“
„Zu Erholungszwecken darf der Wald gesetzlich nur betreten werden“, erklärt Martin Höbarth, Leiter der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer. Das heißt: Man darf ohne Erlaubnis des Besitzers weder das Waldstück mittels eines Bikes befahren, noch es auf einem Pferd bereiten, ein Zeltlager für mehrere Nächte aufschlagen oder das Wild beobachten. „Wird man vom Besitzer auf frischer Tat ertappt, droht eine Anzeige“, sagt Höbarth.

Doch meistens kennen die Freizeitbegeisterten den Waldbesitzer nicht persönlich. In diesen Fällen sind gekennzeichnete Fahrverbote oder Schranken richtungsweisend. „Ist eine Forststraße hingegen als Mountainbike-Strecke ausgeschildert, herrscht keine Gefahr“, weiß der Experte.

Satte 82 Prozent der Wälder in privater Hand
Fast die Hälfte von Österreich ist bewaldet. Der Wald ist dabei fest in privater Hand: 82 Prozent der Fläche teilen sich rund 145.000 Eigentümer. Damit liegt Österreich innerhalb der Europäischen Union nach Portugal auf dem zweiten Platz.

Wien weist den niedrigsten Waldanteil auf, während die Steiermark und Kärnten Spitzenreiter sind.

„Jede zusätzliche Belastung ist eine zu viel“
„Krone“:
In Anlehnung an die präsenten Konflikte: Denkt man daran, das Betretungsrecht des Waldes einzuschränken?
Martin Höbarth: Nein, das ist überhaupt kein Thema. Aber das Betretungsrecht ausweiten zu wollen, wie es sich manche wünschen, unterstützen wir auch nicht. Die Belastungen, die auf den Waldbesitzern ruhen, sind mittlerweile so stark, dass jede Zusatzbelastung eine zu viel wäre.

Können Sie den Frust der Eigentümer nachvollziehen?
In gewisser Weise schon. Fährt ein Mountainbiker illegalerweise durch ein Waldstück, ist es für den Besitzer schwer, seine Identität festzustellen. Im Gegensatz zu den Fahrzeugen hat er kein Kennzeichen. Und auch die Bereitschaft, zu klagen, wenn etwas passiert, ist mittlerweile hoch. Solche Aktionen wie in Oberösterreich sind abzulehnen, aber sie sind ein Hilfeschrei.

Und wie kann den Besitzern tatsächlich geholfen werden?
Indem man an die Vernunft der Waldliebhaber appelliert: Jeder von ihnen soll sich im Rahmen der Gesetze verhalten und die Fülle an Zusatzangeboten wie Trails, die wir schaffen, nutzen.

Jasmin Steiner und Johann Haginger, Kronen Zeitung

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