Luca-Prozess

Stiefvater schiebt Mutter die Schuld zu

Niederösterreich
19.05.2009 09:14
Luca! Armer Luca! So sinnlos, so grausam dein Tod war - mindestens ebenso widerwärtig ist, wie sich die (zu) späte Suche nach Schuldigen gestaltet. 17 Monate kurzes Leben - ausgelöscht durch Schläge, Vergewaltigung, Vernachlässigung. Bei dem Prozess in Innsbruck beschuldigte nun dein (nicht rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilter) Stiefvater deine Mutter. Und das Jugendamt schiebt die Schuld auf die Ärzte weiter. Armer Luca!

Fritz D. - ein Bollwerk an scheinbarer Ausgeglichenheit und innerer Ruhe. 24 Jahre alt, weil er, so befanden die Geschworenen in Korneuburg. Luca zu Tode vergewaltigt hat, ist diesmal nur Zeuge. "Ich war das nicht", sagt er wieder. "Ich hab doch Kinder so gern. Und ich war auch kaum bis nie mit dem Kind allein. Das war seine Mutter."

"Das hab ich aber nie gesehen"
Die Mutter: Melanie (24). Jetzt ebenfalls angeklagt. Sie soll, so der Zeuge, zugeschlagen haben. Wenn auch "nur auf den Hintern und die Arme". Und sie hat behauptet, dass der Kleine aus dem Bett gefallen sei. "Das hab ich aber nie gesehen."

Und dann eine Aussage, die wohl einem im wieder überfüllten Saal besonders weh tun muss: Lucas leiblichem Vater. Er verbirgt den Kopf in seinen Armen, als D. sagt: "Sie hat zu mir gesagt, wenn der Luca einmal weg ist, will ich sofort ein neues Kind."

"Der ist krank und gehört weggesperrt"
"Wenn Sie es also nicht waren, was sollte dann mit dem Täter Ihrer Meinung nach passieren", fragt der Richter mehr rhetorisch. "Der ist krank und gehört weggesperrt", sagt Dorazil mit dem Brustton der Überzeugung.

Ähnlich schauerlich ist, dass bei der Jugendwohlfahrt niemand schuld gewesen sein will: "Wir hätten erst aktiv werden können, wenn die Jugendschutzgruppe (bestehend aus Ärzten!) Anzeige erstattet hätte", sagt die Leiterin.

Arzt wollte nicht "den ganzen Clan" gegen sich haben
Doch die Ärzte haben nie Anzeige erstattet. Obwohl einer zugeben musste: "Für mich war‘s Misshandlung, aber ich habe nichts angezeigt, weil ich nicht den ganzen Clan gegen mich haben wollte." - Und doch: Gegen die Mediziner wurden die Ermittlungen längst eingestellt. Ob der Wiederaufnahmeantrag von Nikolaus Rast durchgeht - steht in den Sternen. Dort, wo vielleicht Luca jetzt ist und hört, wie sein Leidensweg theoretisch abgehandelt wird. Das Urteil soll am Montag fallen.

Kronen Zeitung

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