Kein Mensch kann das

Affen verblüffen Forscher mit ihrem Kurzzeitgedächtnis

Wissenschaft
25.03.2013 09:35
Dass Affen ein erstaunliches Kurzzeitgedächtnis besitzen, hat der japanische Forscher Tetsuro Matsuzawa bei Versuchen mit Schimpansen entdeckt. So kann sein Star "Ayumu" etwa auf einem Bildschirm die Zahlen von eins bis neun in die richtige Reihenfolge bringen, obwohl sie nach dem Zufallsprinzip verteilt und nur kurz zu sehen sind, bevor sie von einem grauen Kästchen verdeckt werden.

Mit seinem langen, braunbehaarten Finger tippt Ayumu auf die Eins – und schon geht es los. Auch wenn der im Jahr 2000 geborene Schimpanse abgelenkt wird oder einzelne Ziffern fehlen, kann er die Aufgabe immer noch korrekt lösen - und das binnen weniger Sekunden. "Beeindruckend, nicht wahr?", sagt Forscher Matsuzawa.

Menschen schaffen diese Aufgabe nicht
Gern präsentiert er in bis auf den letzten Platz besetzten Sälen voller Wissenschaftler und Journalisten seinen kurzen Film (siehe Video). Er belegt die neuesten Ergebnisse seiner Forschungen mit Ayumu. Danach blickt er in lauter staunende Menschengesichter und sagt: "Sie können das nicht schaffen. Ich habe vielen meiner Studenten diese Aufgabe gestellt, keiner konnte sie lösen."

Doch der Schimpanse Ayumu kann noch mehr: So kann das Tier etwa die japanischen Schriftzeichen für "Grau" und "Gelb" ohne Probleme den entsprechenden Farben zuordnen. Auch die Zahlen von eins bis 19 nacheinander anzuklicken, ist kein Problem für Ayumu, der in einem japanischen Forschungsgehege lebt.

"Schimpansen viel klüger, als wir bisher dachten"
Seit rund drei Jahrzehnten erforscht Matsuzawa Schimpansen - in der westafrikanischen Wildnis und an der Universität Kyoto. 14 Schimpansen leben im Gehege der Uni-Zweigstelle im zentraljapanischen Inuyama. Viele kämen täglich freiwillig an die Computer-Stationen im Gehege, berichtet der Wissenschaftler. Sie zeigten dabei ähnliche Fähigkeiten wie Ayumu. "Wir müssen uns einfach klarmachen, dass Schimpansen wahrscheinlich viel klüger sind, als wir bisher dachten. Manche Aufgaben können sie besser lösen als wir Menschen", ergänzt er.

Matzusawa führt das auf einen – wie er es nennt – "Kompromiss" der Evolution zurück. "Der Mensch kann sprechen und Verknüpfungen herstellen. Aber dafür hat er dieses extreme Kurzzeitgedächtnis verloren, das die Schimpansen noch haben", berichtete er beim Jahreskongress des US-Wissenschaftsverbandes AAAS in Boston. Sein Kollege Neal Barnard von der George Washington University sieht das ähnlich. "Wir müssen wirklich noch einmal unsere Überzeugung überdenken, dass das menschliche Gehirn das komplexeste überhaupt ist", sagt der Mediziner.

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