Wahlkampfauftakt

Rede zur Lage der Nation: Obama will starkes Amerika

Ausland
25.01.2012 06:46
US-Präsident Barack Obama will für größere wirtschaftliche Gerechtigkeit kämpfen und damit seine Wiederwahl im Herbst gewinnen. Die Vereinigten Staaten müssten ein Land bleiben, in dem "jeder eine faire Chance erhält, jeder seinen fairen Beitrag leistet und jeder sich an dieselben Regeln hält", sagte er am Dienstagabend vor dem US-Kongress in Washington.

In seiner letzten Rede zur Lage der Nation (in voller Länge in der Infobox) vor den US-Präsidentschaftswahlen in November - du kannst sie dir in voller Länge oben ansehen - bekräftigte er Pläne für Steuererhöhungen für Millionäre und stellte die Chancengleichheit ins Zentrum seiner politischen Agenda. Er wolle verhindern, dass "es einer schrumpfenden Zahl von Leuten wirklich gut geht, während eine wachsende Zahl von Amerikanern kaum über die Runden kommt". "Keine Herausforderung ist drängender. Keine Debatte ist wichtiger."

Um zum Abbau des riesigen Staatsdefizits beizutragen, sollen Bürger mit einem Einkommen von mehr als einer Million Dollar (gut 768.000 Euro) jährlich einen Mindestsatz von 30 Prozent zahlen. Ein Viertel aller US-Millionäre zahlten niedrigere Steuersätze als Millionen Bürger in der Mittelschicht, meinte er. "Die Amerikaner wissen, dass das nicht richtig ist." Es sei an der Zeit, die gleichen Regeln von oben nach unten anzuwenden: "Keine Rettungsaktionen, keine Almosen und keine faulen Ausreden."

Die Steuerreformen sind Teil einer mit Beginn der Rede vom Weißen Haus veröffentlichten "Blaupause" für eine dauerhaft stabile Wirtschaft, die den privaten Sektor und Einzelpersonen stützen soll. Sie sieht etwa vor, Steuerschlupflöcher für Unternehmen zu streichen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. Hausbesitzer sollen Zugang zu billigeren Krediten bekommen und ein Hochschulbesuch soll leichter finanzierbar sein.

Energie-Unabhängigkeit und härtere Gangart gegenüber China
Gleichzeitig kündigte Obama in der rund einstündigen Ansprache vor Millionen US-Fernsehzuschauern zahlreiche neue Maßnahmen zur Belebung der weiterhin schwachen Wirtschaft an. Zudem will er sein Land unabhängiger von Energie aus dem Ausland machen. Er habe seine Regierung angewiesen, mehr als 75 Prozent der potenziellen Öl- und Gasfelder vor den US-Küsten für die Erschließung zu öffnen.

Im Wirtschaftsstreit mit China schlägt er ferner eine härtere Gangart ein: Er werde ein Gremium bilden, das andere Länder auf die Umsetzung fairer Handelspraktiken drängen werde. Es solle etwa Verstöße gegen den Schutz des geistigen Eigentums in China untersuchen oder dafür sorgen, dass weniger gefälschte oder gesundheitsschädliche Güter in die USA kommen.

"Die Lage unserer Nation wird stärker"
Mit Blick auf den heftigen Widerstand der Republikaner gegen viele seiner Gesetzesvorhaben bot Obama erneut seine Zusammenarbeit an, um auf den erzielten Fortschritten aufzubauen. "Aber ich habe vor, Obstruktion mit Aktion zu bekämpfen", warnte der Präsident. Zugleich betonte er die Erfolge seiner Regierung. "Die Lage unserer Nation wird stärker", meinte er und verwies unter anderem auf die Schaffung von Millionen neuer Arbeitsplätze in den vergangenen 22 Monaten, auf Maßnahmen zur Verringerung des US-Haushaltsdefizits und neue Regeln, die verhindern sollten, dass sich die Finanzkrise wiederholt.

In seinem knappen außenpolitischen Redeteil hob Obama unter anderem die Schwächung der Terrororganisation Al-Kaida und das Ende des US-Einsatzes im Irak als Erfolge hervor. Er bekräftigte, dass Amerika entschlossen sei, den Iran am Bau von Atomwaffen zu hindern. "Es soll keinen Zweifel geben: Amerika ist fest entschlossen, den Iran am Erlangen von Atomwaffen zu hindern, und ich werde keine Option vom Tisch nehmen um dieses Ziel zu erreichen", sagte der Präsident. Eine friedliche Lösung sei aber noch möglich, fügte er hinzu.

Gegen Iran und den Hunger: "Amerika ist wieder da"
Der Präsident widersprach außerdem republikanischen Opponenten, die ihm vorwerfen, dass der Einfluss der USA in der Welt während seiner Präsidentschaft geschwunden sei. Stattdessen sieht Obama eine "erneuerte" Führungsrolle seines Landes. "Von den Koalitionen, die wir zur Sicherung von nuklearen Materialien gebildet, den Missionen im Kampf gegen Hunger und Krankheit, die wir angeführt, den Schlägen, die wir unseren Feinden zugefügt haben, bis hin zur dauerhaften Macht unseres moralischen Beispiels: Amerika ist wieder da", sagte Obama.

Angesichts der Präsidentschaftswahlen am 6. November gilt Obamas diesjähriger Lagebericht als Startschuss für den bevorstehenden Wahlkampf. Die Republikaner stellen derzeit mit einer Serie von Vorwahlen ihren Herausforderer auf. Die beiden führenden Bewerber Mitt Romney und Newt Gingrich greifen den demokratischen Amtsinhaber hart an, weil er nach ihrer Sicht mit seiner "sozialistischen" Politik die freien Märkte angreift und die Wirtschaft schwächt.

Republikaner verurteilen Rede als Klassenkampf
Die Rede Obamas verurteilten die oppositionellen Republikaner als Klassenkampf: "Kein Merkmal der Obama-Präsidentschaft ist trauriger gewesen als seine steten Bemühungen, uns zu spalten, sich bei einigen Amerikanern anzubiedern, indem andere gegeißelt werden", sagte der Gouverneur von Indiana, Mitch Daniels, in der offiziellen Antwort der Republikaner.

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