Neonazi-Störaktion

Beschuldigter schreibt Entschuldigung

Oberösterreich
18.05.2009 18:15
Nach der Neonazi-Störaktion vom 9. Mai in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Ebensee hat der Verteidiger eines 16-jährigen Hauptverdächtigen Montagabend eine handschriftliche Entschuldigung seines Mandanten veröffentlicht: "Wir wollten niemanden bei unserem rücksichtslosen Handeln (Schießen) verletzen oder bedrohen. Es sollte nur ein Jugendstreich sein", heißt es darin. Kommende Woche finde eine Haftverhandlung statt, kündigte Rechtsanwalt Kurt Waldhör an.

"Ich kann gut verstehen, dass sie (die offensichtlich von Geschoßen getroffenen Personen, Anm.) sich sehr aufregen und geärgert haben, wenn ich mir überlege, dass entweder sie selbst von den Ereignissen in Ebensee betroffen waren oder Vater oder Opa verloren haben", zitierte Waldhör aus einem Gespräch mit dem 16-Jährigen.

Der Bursch habe in der Untersuchungshaft immer wieder Berichte zu dem Vorfall im Fernsehen gesehen, er halte das nicht mehr aus, erklärte der Verteidiger. Der Jugendliche überlege, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, sich ebenfalls per Video an die Öffentlichkeit zu wenden. Beim ersten Treffen zwischen ihm und seinem Mandanten habe dieser gesagt, dass er den Tag, an dem es zu dem Zwischenfall kam, am liebsten aus seinem Leben streichen würde.

Peinliche Erkenntnis in Ebensee
Einer der beiden 16-jährigen Burschen, die wegen der Vorfälle in der KZ-Gedenkstätte Ebensee in Untersuchungshaft sitzen, ist Mitglied der SPÖ-nahen Kinderfreunde und auch Roter Falke. Der Landesvorsitzende der Kinderfreunde, Bernd Dobesberger, zeigt sich entsetzt. Als Reaktion wollen die Kinderfreunde in Ebensee mit Kindern und Jugendlichen ein antifaschistisches Projekt starten.
 
Demo gegen Rechtsextremismus
Mit einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus am kommenden Sonntag reagiert die Gemeinde Ebensee auf die jüngsten Ereignisse im Stollen des ehemaligen Konzentrationslagers. Zahlreiche Vereine, Jugendorganisationen, kirchliche Einrichtungen und breite Teile der Bevölkerung wollen damit ein öffentliches Zeichen setzen, kündigte Bürgermeister Herwart Loidl an.

"Der Welt das wahre Gesicht unserer Gemeinde zeigen"
"Wir haben vorbildhaft unsere Geschichte aufgearbeitet. Diese Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein", hofft das Gemeindeoberhaupt. Auch wenn Ebensee derzeit als Nazidorf geprügelt werde, sei es "anders, als es jetzt aufgrund dieser verurteilenswerten Vorfälle dargestellt wird." Loidl lädt alle Einwohner dazu ein, "der Welt das wahre Gesicht unserer Gemeinde zu zeigen". Auch Pfarrer Alois Rockenschaub warnte vor Pauschalurteilen: "Ich habe ein anderes Bild von der Ebenseer Jugend als es jetzt vermittelt wird."

Die Demo unter dem Motto "Gegen Rechtsextremismus - Für Toleranz, Zivilcourage, Antirassismus, Demokratie" startet am Sonntag, dem 24. Mai um 17.00 Uhr im Rathauspark von Ebensee.

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