Fund auf Madagaskar

Wissenschaftler entdecken kleinstes Chamäleon der Welt

Wissenschaft
15.02.2012 10:09
Auf der Insel Madagaskar hat ein Forscherteam jetzt das kleinste Chamäleon der Welt entdeckt. Die Körper der braun gefärbten Winzlinge, denen die von diesen Tieren bekannte Fähigkeit, die Farbe zu wechseln, fehlt, misst bis zu 16 Millimeter, mit Schwanz sind es bis zu 29. Die Tiere leben in der trockenen Laubstreu der Wälder und ernähren sich von noch kleineren Insekten oder Milben.

"Die winzigen Reptilien sind vom Aussterben bedroht", befürchtet Miguel Vences vom Zoologischen Institut der Technischen Universität Braunschweig. Er hat das Tier, das den Namen Brookesia micra erhielt, gemeinsam mit Forscherkollegen aus München, Darmstadt und San Diego auf der afrikanischen Insel im Indischen Ozean aufgespürt. Ihre Entdeckung haben die Wissenschaftler im Fachjournal "PLoS ONE" veröffentlicht.

"Brookesia ist der vorgegebene Gattungsname und micra erklärt sich bei der Größe von selbst", erläutert Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München. Das kleinste Wirbeltier der Welt ist Brookesia micra allerdings nicht: "Es gibt Fische und Frösche, die sind noch kleiner, manche messen nur acht Millimeter", so Glaw.

Vier neue Zwergchamäleon-Arten aufgespürt
Insgesamt haben die Forscher bei ihrer Expedition vier neue Zwergchamäleon-Arten aufgespürt. Madagaskar ist für seine artenreiche und einzigartige Tierwelt bekannt. "Fast 300 Frosch- und knapp 400 Reptilien-Arten tummeln sich in den Regenwäldern, Bergen und Trockengebieten", erklärt Glaw. Mehr als 40 Prozent der 193 bekannten Chamäleon-Arten lebten ausschließlich auf der Insel vor der ostafrikanischen Küste. Auch das größte bekannte Chamäleon, das knapp 70 Zentimeter lang wird, sei dort zu Hause. Glaw und Vences haben seit ihrer Studienzeit gemeinsam rund 140 Arten auf Madagaskar entdeckt und wissenschaftlich benannt.

Warum Brookesia micra so extrem klein ist, wissen die Forscher noch nicht genau. Das Tierchen kommt aber offenbar nur auf einem sehr kleinen Inselchen namens Nosy Hara vor der Nordwestküste Madagaskars vor. Die extreme Miniaturisierung bedinge zahlreiche Spezialisierungen des Körperbauplans - und diese seien für die Forschung höchst interessant, erläutert Glaw in einer Mitteilung zur Studie.

Tiere vom Aussterben bedroht
Alle neu entdeckten Zwergchamäleons besiedeln anscheinend nur sehr kleine Gebiete, die zum Teil nur wenige Quadratkilometer groß sind. "Eine der neuen Arten, Brookesia desperata, ist nur aus einem kleinen Regenwald bekannt, und obwohl dieses Gebiet offiziell unter Schutz steht, wird hinter der Kulisse im Inneren des Reservats fleißig Raubbau betrieben", sagt Jörn Köhler vom Landesmuseum in Darmstadt. Die Zukunft der winzigen Reptilien sei damit sehr unsicher.

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