Neue Erkenntnisse

Wiener Forscher erkunden das Sternsystem “Mira”

Wissenschaft
26.07.2011 14:08
Der Stern Omikron Ceti - genannt Mira, "die Wundersame" - ist in doppelter Hinsicht außergewöhnlich: Er verändert seine Helligkeit in regelmäßigen Abständen und besitzt einen kometenähnlichen Schweif. Neue Erkenntnisse zu Strukturen in der Umgebung des Sterns lieferte ein internationales Team unter Beteiligung von Forschern des Instituts für Astronomie der Universität Wien.

Neue Beobachtungen mit dem Infrarotteleskop "Herschel" der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die an der Uni Wien ausgewertet wurden, fügen bisherige Beobachtungen des Sterns und seiner Umgebung zusammen und erweitern das Wissen um Miras rätselhafte Erscheinung. Die Studie wurde in der aktuellen Ausgabe des Journals "Astronomy & Astrophysics" veröffentlicht.

"In der Umgebung des Sternsystems sind bogenförmige und aufgebrochene Strukturen zu erkennen, zusammen mit einem zarten Schweif", so Studienerstautor Andreas Mayer von der Uni Wien. Dem liege wahrscheinlich das Zusammenspiel zweier Faktoren zugrunde: einerseits die Bewegung des Weißen Zwergs durch den Sternenwind, der eine spiralförmige Struktur hinterlässt. Diese Spiralen würden andererseits durch den starken Masseausstrom "durchbohrt" und durch die Bewegung des interstellaren Mediums zusammengedrückt.

Mit 110 Kilometern pro Sekunde durchs All
Eine weitere eindrucksvolle Eigenschaft ist Miras Bewegung durch das interstellare Gas. "Mit etwa 110 Kilometern pro Sekunde rast der Stern durch das All", so der Wiener Astronom Thomas Posch. Der staubreiche Wind wird, ähnlich wie bei einem Kometenschweif, nach hinten getragen. Spektakuläre Aufnahmen aus dem Jahr 2007 zeigten dies erstmals und offenbarten einen starken Ausstrom an Masse entlang der Bewegungsbahn.

Mira, etwa 300 Lichtjahre von der Erde entfernt, ist ein Doppelsternsystem. Es besteht aus dem sehr hellen und pulsierenden Roten Riesen Mira A und dem kleineren, sehr leuchtschwachen Weißen Zwerg Mira B. Beide Sterne trennt die 55-fache Distanz zwischen Erde und Sonne. Beobachtungen im Röntgenbereich aus dem Jahr 2005 zeigten, dass Mira A einen Teil ihrer Masse auf Mira B überträgt. "Massenverlust in Form eines staubreichen Windes ist eines der zentralen Merkmale von 'sterbenden' roten Riesensternen", sagte Franz Kerschbaum, Leiter des Instituts für Astronomie der Uni Wien.

Einer der bekanntesten Sterne am Nachthimmel
Der Rote Riese Omikron Ceti im Sternbild Walfisch ist einer der bekanntesten und meistbeobachteten Sterne an unserem Nachthimmel. Rote Riesen sind die Endstadien sonnenähnlicher Sterne und weisen eine überdurchschnittliche Größe und Leuchtkraft auf, die beim bis zu Eintausenfachen der Sonne liegt.

Die Bekanntheit von Omikron Ceti beruht auf seinem vermeintlichen Erscheinen und Verschwinden, das bereits Astronomen im 17. Jahrhundert erstaunte. Omikron Ceti ist in seinen hellsten Phasen leicht mit freiem Auge sichtbar, wird jedoch regelmäßig bis zu 1.500 Mal schwächer. Seine Helligkeitsschwankungen wiederholen sich in einer Periode von etwa 331 Tagen. In seinem Buch Historiola Mirae Stellae aus dem Jahr 1662 gab Johannes Hevelius Omikron Ceti deswegen den Namen Mira - "die Wundersame".

Bild: NASA

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