Opfer über Todesängste

Inferno in Grazer Bar: „Wir waren eingesperrt“

Steiermark
09.09.2025 15:00

Bei dem verheerenden Brand in der Silvesternacht 2023/24 im Grazer Innenstadt-Lokal Stern, bei dem eine junge Frau ums Leben kam, und zehn Menschen schwer verletzt wurden, schilderten bei der Prozess-Fortsetzung am Dienstag die Opfer ihre Todesängste: „Es war wie ein Inferno. Und wir saßen in der Falle.“ Der Betreiber blieb dabei, dass er nichts falsch gemacht hat.

Es war in den Morgenstunden des 1. Jänner 2023, als sich in Graz das Leben einiger Menschen für immer verändern sollte. Der Moment um drei Uhr früh, als nach ausgelassenen Silvesterfeiern im Lokal Stern mitten im Herzen der steirischen Landeshauptstadt ein Brand ausbrach.

Eine 21-jährige Niederösterreicherin kam ums Leben, 27 weitere Gäste wurden verletzt, zehn davon schwer. Einige kämpfen noch heute mit den dramatischen körperlichen und psychischen Folgen. Der Betreiber des Lokals, ein 45-jähriger Türke, wurde wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst angeklagt. Er soll brennbare Materialien im Eingangsbereich gelagert und einen Notausgang bei einem Fenster verstellt haben.

„Eingang war auch Fluchtweg“
Schon zu Prozessbeginn betonte er wiederholt, sich keiner Schuld zu sein. „Die Behörden haben das beim Eingang gelagerte Material nie beanstandet“, sagte sein Verteidiger Michael Reichenvater. Von einem zweiten Notausgang, einem Notausstieg, habe er nichts gewusst. 

„Der Eingang bzw. Ausgang des Lokals war auch der Fluchtweg“, erklärte der damalige Chefkellner am Dienstag bei der Prozessfortsetzung Richterin Julia Riffel. Zudem habe es einen Notausgang über die Küche gegeben. „Von einem Notausstieg über eine Treppe hatte ich keine Ahnung.“ Auf die Frage der Richterin, ob er in Bezug auf einen Brandfall von seinem Chef geschult worden sei, meinte er, dass ihm der Feuerlöscher erklärt wurde. „Doch als der Brand ausbrach, half es kein Löschen mehr. Das Feuer war zu stark.“

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Der Feuerlöscher wurde mir vom Lokalbetreiber erklärt. Doch als der Brand ausbrach, half kein Löschen mehr. Das Feuer war zu stark.

Ein Kellner

„Leute versuchten, Fenster einzuschlagen“
Ein Aushilfskellner spricht von einem Flammenmeer bis zur Decke. „Es herrschte Panik. Die Leute versuchten sogar, Fenster einzuschlagen.“ Und auch er betonte, nur von dem Fluchtweg durch den Eingang und die Küche gewusst zu haben.

Als die Opfer zu Wort kamen, herrschte gespenstische Stille im Verhandlungssaal. Eine Uni-Professorin aus Italien, die Silvester in Graz verbrachte, erzählt, dass sie und ihr Lebensgefährte Richtung Toiletten rannten, weil sie hofften, dass dort ein Fenster ist, aus dem sie vor den Flammen flüchten konnten. „Aber da war nichts. Wir waren eingesperrt wie in einer Falle. Wir waren ziemlich sicher, dass wir sterben werden.“

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Wir waren eingesperrt wie in einer Falle. Wir waren ziemlich sicher, dass wir sterben werden.

Ein Opfer

„Eine Feuerwalze, dunkel und nebelig“
„Innerhalb von Sekunden war da ein Inferno“, schildert ein anderer Gast. „Eine Feuerwalze, dunkel und voll dichtem Rauch.“ Er habe versucht, den Notruf zu wählen. „Aber die Nummer fiel mir nicht ein. Es war ein Wahnsinn.“ Er kämpft noch heute mit den psychischen Folgen: „Irgendwo hat das was mit mir gemacht.“

Und auch die Freundin des am schwersten verletzten Opfers – 37 Prozent ihrer Hautoberfläche verbrannten – schilderte ihre Albträume. „Der Rauch war so dicht, es wurde so heiß. Wir sahen keinen Ausweg, keine Möglichkeit, hinauszukommen.“ Sie selbst erlitt eine Rauchgasvergiftung („es dauerte Monate, bis ich wieder atmen konnte“). Erst drei Tage nach der Rettung aus der Feuerhölle erfuhr sie, dass ihre Freundin, die neben ihr gestanden hatte, im Koma lag ...

Weil die für die Brandschutzkontrollen zuständige Mitarbeiterin des Magistrats auf Urlaub ist, und weitere Zeugen beantragt wurden, wird der Prozess voraussichtlich auf Oktober vertagt werden. 

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