Künstliches Leben

Gen-Pionier will “künstliches Leben” schaffen

Wissenschaft
06.10.2007 17:18
Der US-Gen-Pionier Craig Venter hat ein synthetisches Chromosom im Laboratorium hergestellt und will in Kürze die "Schaffung des ersten künstlichen Lebewesens der Erde" verkünden. Das berichtet die britische Zeitung "The Guardian" am Samstag.

Venter selbst bezeichnete die neusten Ergebnisse seines sogenannten "Minimalgenomprojekts" als "historischen Durchbruch". "Wir gehen vom Lesen unseres genetischen Codes zur Möglichkeit über, ihn zu schreiben", sagte er dem "Guardian". Damit sind hitzige Debatten über die ethischen Aspekte der Schaffung neuer Spezies vorprogrammiert. Zugleich könnten sich aber neue Möglichkeiten zur Energiegewinnung und Techniken zur Bekämpfung der Erderwärmung ergeben.

Erstes künstliches Chromosom mit 381 Genen geschaffen
Der Molekularbiologe sprach von einem "wichtigen philosophischen Schritt in der Geschichte unserer Gattung". Laut Venter hat sein Wissenschaftlerteam das erste künstliche Chromosom mit 381 Genen und 580.000 Basenpaaren geschaffen. Die DNA-Sequenz, die er und sein Team auf den Namen "Mycoplasma laboratorium" tauften, rekonstruiert wesentliche Teile des Genoms des Bakteriums "Mycoplasma genitalium" - ein Kleinbakterium, das Harnröhrenentzündung verursacht.

Das künstliche Chromosom soll laut Venter in ein weiteres Bakterium eingesetzt werden, die Kontrolle über den Fremdorganismus übernehmen und ein neues, sich replizierendes Lebewesen erschaffen. Venters Forscherteam unter der Leitung von Nobelpreisträger Hamilton Smith ist es in früheren Experimenten bereits gelungen, das Genom eines lebenden Bakteriums in die Zelle eines zweiten zu verpflanzen und dadurch dessen Zelltyp zu verändern.

"Man kann nicht erwarten, dass jeder glücklich sein wird"
Der Wissenschaftler sagte zudem, er hoffe, durch seine Forschungen Bakterien zu entwickeln, die CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen können. Auch die Herstellung von Bio-Sprit aus Zuckerrohr sei mit Methoden synthetischer Molekularbiologie denkbar. Zu möglichen moralischen Bedenken gegenüber künstlichen Lebewesen meinte Venter: "Wir versuchen, ein neues Wertesystem für das Leben zu schaffen. Wenn man mit solchen Dimensionen zu tun hat, kann man nicht erwarten, dass jeder glücklich sein wird."

Venter, der in Kürze 61 wird, wurde durch das Projekt zur Sequenzierung des menschlichen Genoms ("Human Genome Project") bekannt. Zudem wurde von ihm, als erster Mensch in seinem eigenen Projekt, die komplette Erbsubstanz (DNA) entziffert.

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