"Unruhe" in Oxford

Sex-Vorwürfe: Prominenter Islamforscher beurlaubt

Ausland
08.11.2017 08:41

Die weltweite Welle von Vorwürfen sexueller Angriffe hat nun auch die Wissenschaft erreicht: Die Universität Oxford beurlaubte am Dienstag den prominenten Islamwissenschaftler Tariq Ramadan, nachdem mehrere Frauen ihm Vergewaltigung und Belästigung vorgeworfen hatten. Die Entscheidung sei einvernehmlich gefallen, berichtete die britische Elitehochschule.

Die Vorwürfe gegen den Professor hätten an der Hochschule "verstärkte und verständliche Unruhe" ausgelöst. Der mediengewandte und streitbare Autor und Wissenschaftler zählt zu den bekanntesten Professoren in Oxford, wo er den Lehrstuhl für Zeitgenössische Islamstudien innehat. Ramadan ist auch publizistisch tätig, regelmäßig tritt er im Fernsehen auf. Seine konservative Auslegung des Islam hat dem charismatischen Gelehrten viele Bewunderer, aber auch scharfe Gegner eingehandelt.

Professor sieht Komplott seiner Gegner hinter Vorwürfen
Der gebürtige Schweizer bestreitet die Vorwürfe und hat juristische Schritte wegen Verleumdung angekündigt. In den Beschuldigungen sieht er ein Komplott seiner Gegner. In den sozialen Medien haben die Vorwürfe um den Professor eine heftige Debatte zwischen Anhängern und Kritikern ausgelöst.

Die Universität Oxford betonte in ihrer Erklärung vom Dienstag, dass mit der Beurlaubung keine Vorverurteilung des Professors verbunden sei. Vielmehr solle ihm die Gelegenheit gegeben werden, "sich um die äußerst ernsthaften Anschuldigungen zu kümmern, die gegen ihn erhoben worden sind".

Zwei französische Frauen hatten Ramadan Vergewaltigung vorgeworfen. Zudem gaben mehrere Schweizerinnen in dortigen Medien an, in den 1980er- und 1990er-Jahren von Ramadan sexuell bedrängt worden zu sein. Manche von ihnen waren damals noch minderjährig.

"Charlie Hebdo"-Karikatur sorgt ebenfalls für Aufregung
In Frankreich zog sich die Satirezeitung "Charlie Hebdo" in dieser Woche mit einem Titelbild zum Fall Ramadan Kritik zu. Die Karikatur zeigte den Professor mit einer massiven Erektion, die Schlagzeile dazu lautete: "Ich bin die sechste Säule des Islam."

Danach gingen bei der Zeitung, die 2015 zum Ziel eines dschihadistischen Anschlags geworden war, neue Todesdrohungen ein. Die fünf traditionellen Säulen des Islam sind das öffentliche Glaubensbekenntnis, das tägliche Gebet, das religiöse Fasten, das Geben von Almosen und die Pilgerfahrt nach Mekka.

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