Herr Zechner, wie dürfen wir uns das Berufsbild eines technischen Direktors bei den Salzburger Festspielen vorstellen?
Meine Arbeit beginnt dort, wo künstlerische Visionen konkrete Formen annehmen sollen, also in der Planung und Realisierung von Bühnenbildern, von Lichtkonzepten, Effekten oder Spezialmechaniken. Ich leite die Technische Direktion der Festspiele. Dazu gehören die hauseigenen Werkstätten – Tischler, Schlosser, Maler und Bildhauer, Tapezierer, Elektrotechnik und Mechatronik – und alle Bereiche der Veranstaltungstechnik, wie Bühnentechnik, Beleuchtung, Ton, Video und Requisite. Im Bereich Technik sind 90 Mitarbeitende ganzjährig, im Sommer etwa 430 Mitarbeitende auf bis zu 14 Bühnen beschäftigt.
Wann wird es für Sie und Ihre Abteilungen ernst?
Die Intendanz entwickelt etwa drei Jahre vor der Premiere den Spielplan und verpflichtet die Dirigenten und Regisseure und ihre Teams für Bühnen- und Kostümbild, Licht, Video, Dramaturgie. Etwa 14 Monate vor der Premiere präsentieren sie uns ihre künstlerische Konzeption. Gemeinsam entwickeln wir dann die technische Umsetzung. Wir erarbeiten Pläne für alle Bauteile, bemustern Materialien, die sowohl optisch, technisch als auch akustisch passen müssen, wir rechnen Statik und Belastungen durch, wenn zum Beispiel große Ensembles auf beweglichen Elementen stehen. Anschließend fertigen unsere Werkstätten alle Bauteile des Bühnenbilds.
Was war in diesem Jahr die größte technische Herausforderung?
Jede Produktion ist wichtig und einzigartig. Es gibt aber technisch besonders herausfordernde Produktionen, wie heuer etwa Donizettis ,Maria Stuarda’, mit der uns Ulrich Rasche eine festspielwürdige, große Aufgabe gestellt hat. Rasche ist bekannt für seine monumentalen, rotierenden Stahlbauten. Wir haben mit Rasche mehr als ein halbes Jahr lang intensiv um den nun realisierten Entwurf gerungen. Sie werden staunen, was uns da gelungen ist.

Wie funktioniert die logistische Umstellung beim „Jedermann“, wenn wetterbedingt vom Domplatz ins Große Festspielhaus gewechselt werden muss?
Für den ,Jedermann’ gibt es zwei komplette Dekorationen – eine für den Domplatz, eine für das Große Festspielhaus. Drei Stunden vor Vorstellungsbeginn entscheidet die Theaterleitung, ob draußen gespielt werden kann oder wetterbedingt nach drinnen gewechselt werden muss.
Unser Wunsch ist selbstverständlich, den ,Jedermann’ auf dem Domplatz zu ermöglichen. Und wenn unerwartet Regen einsetzt, ziehen 2.400 Zuschauer, das komplette Ensemble, Technik, Requisite, Kostüm, Maske und Publikumsbetreuung in etwa 45 Minuten ins Große Festspielhaus um. Geprobt wird dieser Umzug nicht, wir denken es durch und wenn’s drauf ankommt, funktioniert es jedes Mal.
Es zeigt sich auch in solchen Momenten, was unser Team ausmacht: Engagement und ein beeindruckender Zusammenhalt. Stefan Musil