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06.07.2025

Salzburger Festspiele

Die Macht der Frauen auf der Bühne

Dirigentinnen, Sängerinnen und Schauspielerinnen dominieren inspirierend in ihren Interpretationen und in der Rollengestaltung.

Emmanuelle Haïm ist eine renommierte französische Cembalistin und Dirigentin und auf Barockmusik spezialisiert. Fotos: schneiderphotography; Simon-Fowler; Marianne-Rosenstiehl; Marco-Borggreve; Thomas Rabsch; Kevin-Kinzley

Mindestens hundert Augenpaare fixieren eine Person. Diese hebt beide Arme, in einer Hand hält sie ein dünnes Stäbchen. Mit dem Dirigentenstab gibt sie den Einsatz – und die Instrumente des hundertköpfigen Orchesters entrollen einen Klangteppich. Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Beruf des Dirigenten männlich dominiert – das hat sich verändert. Die Französin Emmanuelle Haïm führt Orchester mit Fingerspitzengefühl durch die Klangwelt. Hat eine Dirigentin eine Machtposition? Auf jeden Fall übernimmt sie eine Führungsrolle, gibt – im wahrsten Sinne – den Takt und eine Vision der Komposition vor. Haïm dirigiert Georg Friedrich Händels Oper „Giulio Cesare in Egitto“ mit ihrem 2000 gegründeten Ensemble Le Concert d‘Astrée.

Eine Solopianistin muss allein mit ihrem Instrument das Publikum in den Bann ziehen. Eine Pianistin wie Yulianna Avdeeva fungiert dabei als Erzählerin: Sie versteht es, Dramaturgie ins Spiel zu bringen, und hat die Macht, sich still oder mit feurigem Temperament in die Ohren der Zuhörer festzusetzen. Bei den Salzburger Festspielen gibt sie einen Soloabend mit Werken von Dmitri Schostakowitsch und Frédéric Chopin.

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Die Sopranistin Elsa Dreisig liebt es, interessante, oft an sich zweifelnde Persönlichkeiten zu interpretieren – wie zum Beispiel die Rolle des Sifare in Mozarts Oper „Mitridate, re di Ponto“. Hier brilliert sie in einer Hosenrolle: edel, loyal und emotional.

Die Oper „Castor et Pollux“ von Jean-Philippe Rameau kommt der koloraturerprobten Sopranistin Jeanine De Bique entgegen. In der Rolle der Télaïre verkörpert sie eine verzweifelt Liebende, die mit hinreißenden Arien die tragische Handlung vorantreibt. Persönlich versteht sie sich als Brückenbauerin zwischen der Musikwelt ihrer Heimat Trinidad und jener, in der sie heute wirkt, durch ihre Auftritte in Amsterdam, New York, Paris und Salzburg.

„One Morning Turns into an Eternity“ ist ein Abend mit Werken von Arnold Schönberg und Gustav Mahler. Mit Ausrine Stundyte und Wiebke Lehmkuhl steht jeweils nur eine Sängerin einem gesamten Orchester gegenüber. So wird eine machtvolle Welt der Zerrissenheit erschaffen. Wut und Leid verwandeln sich in Offenbarung und Transzendenz.

In „Der Schneesturm“ von Vladimir Sorokin stellt Yang Ge ihr schauspielerisches Können unter Beweis. Talent beweist sie ohnehin: Die Chinesin aus Berlin hat über 3,2 Millionen Follower auf TikTok und 500.000 auf Instagram. Auch das ist ein Machtfaktor. Susanne Dressler