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26.10.2025

Gesund & Vital Kärnten

Ein Höhenflieger, der auf dem Boden bleibt

Dank Gesamtweltcup- und Vierschanzentourneesieg in der Vorjahressaison krönte sich der Hohenthurner Daniel Tschofenig vor wenigen Tagen zum Sportler des Jahres. Wir erreichten den Skisprungstar zum Interview.

Daniel Tschofenig wurde 2002 in Villach geboren. Bereits in jungen Jahren konnte er 14 Weltcupsiege im Einzel- sowie Teamspringen feiern, zudem darf er sich vierfacher Juniorenweltmeister nennen.

Es gibt Karrieren, die Schritt für Schritt wachsen und solche, die in einem Höhenflug plötzlich den Himmel erobern. Daniel Tschofenig hat beides erlebt. Vom "Goldi Talente Cup“-Kind, das sich mit sieben Jahren zum ersten Mal über eine Schanze wagte, zum Skisprung-Shootingstar, der Österreich nach zehn langen Jahren wieder den Triumph bei der Vierschanzentournee schenkte. 

Mit 23 Jahren ist der Kärntner nicht nur Sportler des Jahres, sondern auch das Gesicht einer neuen Generation, die sportliche Klasse mit Bodenhaftung verbindet. Wie fühlt man sich als Sportler des Jahres in einem so sportverliebten Land wie Österreich? "Doch sehr gut, muss ich sagen“, lacht Tschofenig. "Ich hab's mir natürlich erhofft, aber nicht erwartet, das hat den Sieg noch ein bissl schöner gemacht. Bis zum letzten Moment der Verkündung hab' ich wirklich nichts gewusst."

Neben dem Sieg der Vierschanzentournee legte Tschofenig in der Saison 2024/25 mit dem Gewinn des Gesamtweltcups sowie einer WM-Silbermedaille im Teamspringen eine wahre Traumsaison hin. Die Saison davor war eher durchwachsen - wieso lief es im Vorjahr so gut und konstant? „Das ist schwer einzuschätzen, ich glaube Skispringen ist eine der Sportarten, bei der es besonders oft bergauf und bergab geht. Vielleicht hab' ich in der Saison davor besonders viel von mir erwartet und wollte mehr erreichen, als mir aufgegangen ist. Das hat es mir schwer gemacht. Ich durfte aber aus der schwierigen Zeit viel mitnehmen und hab das im Vorjahr gut umgesetzt."

Nicht nur die Saison 2023/24 war schwierig, der Spitzensport hat auch wenn's gut läuft, oft schwierige Momente zu bieten. Bei der Vierschanzentournee etwa konnte man als Zuschauer hautnah mitfühlen, wie nah Erfolg und "Niederlage“ sich manchmal sind. Nach einem wahren Herzschlagfinale setzte sich Tschofenig dabei hauchdünn gegen seine beiden Freunde und Teamkollegen Jan Hörl und Stefan Kraft durch und stand auf dem ausschließlich rot-weiß-roten Podest ganz oben. Wie arbeitet der Kärntner vom SV Achomitz/SD Zahomc an der mentalen Komponente?

"Ich brauche dann doch relativ schnell wieder ein Ziel, damit ich weiß, was ich zu tun hab', und einen Blick in die Ferne hab', damit man nicht stehen bleibt."
Daniel Tschofenig, 23

"Im Skispringen läuft ein hoher prozentualer Anteil über die mentale Schiene. So wie ich mein körperliches Training absolviere, so trainiere ich auch Sachen im mentalen Bereich. Das ist einfach Teil unseres Sports und dem ,normalen', körperlichen Training sehr ähnlich - du fährst wohin, probierst Dinge aus, schaust, was für dich funktioniert, und kriegst neuen Input." 

Ist der 23-Jährige eher einer, der Erfolge auch genießen kann, oder braucht er es, sich gleich wieder neue Ziele zu suchen? "Teils, teils, ich kann schon gut genießen, wenn ich etwas geschafft hab'. Aber ich brauche dann doch relativ schnell wieder ein Ziel, damit ich weiß, was ich zu tun hab', und einen Blick in die Ferne hab', damit man nicht stehen bleibt." 

Welche Ziele hat er sich für die kommende Saison gesetzt? "Rein ergebnismäßig kann ich das gar nicht sagen. Ich schau' relativ selten auf Ergebnisziele, also wo ich im Winter sein will. Ziele rein performancemäßig, also auf das Springen ausgelegt, sind deutlich feiner und besser.“

"Man muss als Profisportler ein paar Schritte mehr machen"

Tschofenig ist 23 Jahre alt und hat im Vorjahr mit 22 Jahren zwei ganz große Meilensteine in der Karriere eines Skispringers erreicht. Wird man als Spitzensportler schneller erwachsen? „Schwer einzuschätzen, ich glaub' man hat als Spitzensportler schon schneller einige Dinge zu erledigen, die man sonst nicht hätte. Es fallen viel mehr Dinge an, wenn man wirklich Profisportler ist, als wenn man den Schritt zum Profi nicht schafft. Man muss als Profisportler, denk' ich, ein paar Schritte mehr machen. Ob das jetzt erwachsen sein bedeutet, weiß ich nicht, es sind einfach andere Dinge." Können wir aus seiner Antwort also herauslesen, dass er sich selbst noch gar nicht so alt fühlt? "Ja, Gott sei Dank“, lacht Tschofenig, der seit 2021 im Nationalkader springt.

Mit Erfolgen kommt nicht nur mehr Druck durch Erwartungen von außen und mediale Aufmerksamkeit, auch die Schulterklopfer werden mehr, wenn's gut läuft. Wie verhindert das Skisprung-Ass, dass er in dem Fall nicht abhebt? "Das stimmt, je erfolgreicher du bist, desto mehr Leute kommen zu dir, klopfen dir auf die Schulter und sagen ,ich hab's eh schon immer gewusst´. Da tue ich mir schon manchmal schwer, das richtig einzuschätzen. Aber ich glaube, das ist auch etwas, was man von daheim mit auf den Weg bekommt - zu wissen, dass der Erfolg schön ist, aber so schnell wie er da war, kann er auch schon wieder weg sein. Da ist es wichtig, sich auf andere Dinge zu konzentrieren als auf Erfolg und Ruhm."

Denkt Tschofenig bereits an eine Zeit nach der Karriere?„Das ist eins der Dinge, die nebenbei mitlaufen. Skispringen ist eine der Sportarten, bei denen man weiß, dass es leider relativ schnell wieder vorbei sein kann, wenn zum Beispiel Verletzungen dazu kommen. Also prinzipiell sind die Gedanken an danach immer ein bisschen im Hintergrund, aber da ich noch relativ jung bin, ist es noch nicht so präsent. Ich weiß noch nicht ganz genau, was ich nach der aktiven Karriere machen möchte, eine Richtung gibt es aber schon, von der ich mir zum jetzigen Zeitpunkt vorstellen könnte, dass es dorthin gehen könnte. Es gibt also Tendenzen, aber ich kann ja auch noch zehn Jahre Skispringen, und bis dahin kann sich vieles verändern." 

"Je erfolgreicher du bist, desto mehr Leute klopfen dir auf die Schulter und sagen ,ich hab's eh schon immer gewusst'."
Skisprungstar
Daniel Tschofenig

Seit Kurzem ist Daniel Tschofenig übrigens das offizielle Testimonial der Tourismusregion Villach - Faaker See - Ossiacher See. Für die Region und Kärnten bedeutet dies einen wichtigen Impuls für Tourismus, Freizeit und regionale Identität. "Mit Daniel Tschofenig haben wir einen Partner gefunden, der unsere Werte wie Sportlichkeit, Authentizität und Heimatverbundenheit perfekt repräsentiert", betont Georg Overs, Geschäftsführer der Region Villach Tourismus GmbH. "Gemeinsam wollen wir zeigen, dass Kärnten Sport, Natur und Gastfreundschaft auf einzigartige Weise verbindet." Auch Daniel Tschofenig freut sich auf die Zusammenarbeit: „Ich bin in Kärnten aufgewachsen, hier habe ich meine Wurzeln. Das Dreiländereck ist ein besonderer Ort, weil es verbindet nicht nur drei Länder und Kulturen, sondern auch Menschen aus nah und fern." 

Er pendelt zwischen seiner Heimat Hohenthurn und dem Skisprung-Stützpunkt in Innsbruck, ist fast den gesamten Winter bei Bewerben und Großereignissen unterwegs - was bedeutet Heimat für Tschofenig? "Heimat ist, glaub' ich, ganz besonders, wenn man so viel weg ist, eines der wichtigsten Dinge. Wie schön es eigentlich daheim ist, was die Region zu bieten hat, das vergisst man oft, wenn man zu viel daheim ist, und wenn man relativ viel weg ist, realisiert man vieles erst, wenn man dann wieder zurückkommt. Für mich ist es sehr wichtig, zu wissen, wo ich herkomm' und worauf ich mich freuen kann." 



 von Melanie Leitner