Mario Draghi war überraschend offen, als er seinen für Europa alarmierenden Bericht zur gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage jüngst der EU-Kommissionspräsidentin übergab. Europa ist nur noch auf dem dritten Platz hinter China und den USA, was Produktivität, Standortattraktivität und politische Vorgaben betrifft. Zu viel Regulierung, zu hohe Lohnnebenkosten, zu hohe Steuern, zu wenig Produktivität und keine einheitliche Linie in der Energie- und Klimastrategie der kommenden Jahrzehnte. Das lässt Investoren immer öfter in die USA und nach China abwandern, weil dort in jeder Weise attraktivere Bedingungen herrschen. Was tun dagegen? Neben dem jährlichen Investieren von Hunderten Milliarden Euro in europäische Wirtschaftsstandorte müssten speziell jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich von der längerfristig nicht finanzierbaren „Work-Life-Balance“-Philosophie wieder verabschieden und in Vollzeit-Arbeitsverhältnisse zurückkehren. Denn genau jene unbestritten bequemen Teilzeit-Arbeitsverhältnisse verteuern die Lohnstückkosten und mindern die Produktivität und Konkurrenzfähigkeit europäischer Betriebe in der übrigen Welt, wo in der Regel Vollzeit gearbeitet wird. Auch Herrn Babler möchte ich ans Herz legen, in Zeiten wie diesen von der stereotypen Forderung einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich endlich abzusehen, wenn er nicht weitere Hunderttausende Arbeitslose samt nachhaltigem Wohlstandsverlust auf seinem Konto verbuchen möchte.
Martin Krämer, per E-Mail
Erschienen am Do, 12.9.2024
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