Das Einzige, was an der Meldung des Bildungsministers stimmt, sind die Worte. Bei deren Abfolge kann man sich schon streiten, „Job mit Klasse“ wäre aber auf jeden Fall richtig. Was soll dieser scheinheilige Versuch, junge Menschen wieder für den Lehrberuf zu animieren? Die Ex-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hat damals händeringend vom Lehramtsstudium abgeraten, jahrzehntelang gibt es jährlich wiederkehrend die Diskussion über die zu langen Ferien, die man den Lehrern neidet, dazu arbeiten die auch nur halb so viel wie andere Staatsbürger, noch dazu stehen sie ja nur vor der Klasse. Das sieht insgesamt nach einem lockeren „klassen“ Job aus. Daneben wird offenbar auf den gestiegenen bürokratischen Aufwand, die aufgeblähten Lehrpläne mit einer vermehrten Vor- und Nachbereitungszeit, die erhöhten pädagogischen Anstrengungen inklusive der sozialen Aufgaben, die von den Eltern nicht mehr erfüllt werden, vergessen. In den letzten Jahren hat man sich auch für Grundschullehrer, für die früher die Ausbildung in der Lehrerbildungsanstalt ausgereicht hat und heute ebenfalls ausreichen würde, eine universitäre Ausbildung eingebildet. Das dauert natürlich länger. Auf Grund des sich entwickelnden Lehrermangels bewegt man die Lehramtsstudenten dazu, schon vor dem Abschluss in den Beruf einzusteigen und den Abschluss während der Berufsausübung nachzuholen, was einer Doppelbelastung gleich kommt. Jetzt kommt man im Bildungsministerium, um die Lücken zu füllen, auf die Idee, Quereinsteiger mit Berufserfahrung anzuwerben. So ganz ohne universitäre und pädagogische Ausbildung? Da stimmt doch irgendetwas nicht zusammen. Zudem sind die Schüler im Laufe der Zeit nicht einfacher in der Handhabung geworden. Den Lehrern sind alle Möglichkeiten zur Disziplinierung genommen worden, was die Jugendlichen ebenfalls wissen und sich dementsprechend verhalten. Nicht selten beschreiten sie den Rechtsweg, um etwa Noten zu beeinspruchen. Mir ist ein Fall bekannt, bei dem von einem Rechtsanwalt seine Anwesenheit bei der mündlichen Matura seiner Mandantin gefordert wurde. Offenbar kann alles eingeklagt werden, verbunden mit einem erhöhten unsinnigen Aufwand für den betroffenen Lehrer. Um solchen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, bekommen solche schwachen Schüler keine reale Beurteilung mehr und werden mit Zudrücken aller Hühneraugen bis zum Schulabschluss hindurchgeschaukelt. Ob das dem Wunsch der Gesellschaft nach qualifizierten Abgängern entgegen kommt, ist fraglich.
Gebhard Wehinger, Hall
Erschienen am Sa, 29.10.2022
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