Wer, so wie ich, den Film über die Wannsee-Konferenz gesehen hat, könnte sich zurücklehnen und sagen: „Ja, schlimm war’s, aber das ist schon achtzig Jahre her und berührt uns nicht mehr!“ Aber dieser Zugang wäre gefährlich, denn das Brutale an dieser Konferenz war die gekonnte Sprachregelung der Nazis, die größten Brutalitäten durch harmlos erscheinende Ausdrücke zu ersetzen. Oder auch die Tatsache, dass ohnehin schon menschenverachtende Gesetze außer Kraft gesetzt wurden, um ein noch unfassbareres Verbrechen zu ermöglichen. Es ist ratsam, aus der Geschichte zu lernen: Eine Zeit der politischen und wirtschaftlichen Krise hat diese Unmenschen zu Herren über Leben und Tod gemacht. Und wenn auch achtzig Jahre vergangen sind, sollten wir uns gerade in dieser Zeit, in der wir in einer weltweiten Gesundheitskrise stecken und sich die Gesellschaft zu spalten droht, daran erinnern, was der Welt blühen kann, wenn Menschen, die in keiner Weise, weder charakterlich noch intellektuell, dazu in der Lage sind, an die Macht gespült werden. Wehret den Anfängen! So lautet der Auftrag an alle, die mit echter Demokratie was am Hut haben. In so einer Demokratie haben Ausdrücke wie „Medienkontrolle“ und Aussagen wie „Das Gesetz hat der Politik zu folgen“ nichts verloren. Auch die damaligen „Herren“ haben klein angefangen, bevor ihr wahnsinniges Denken und Vorhaben in dieser einen Konferenz gipfelte. Dieser Wannsee-Wahnsinn sollte uns eine Lehre sein.
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