Das freie Wort

Unsere Sprache

Zwei Leserbriefe sind mir kürzlich ins Auge gestochen, die sich mit der Verschandelung unserer deutschen Sprache befassen. Herr Schinkinger aus Ottensheim stellt mit Recht die Manie mancher Leute an den Pranger, unsere Sprache in ein „Halb-Englisch“ zu verwandeln. Besonders die Sport- und Mode-Branche zieht es immer mehr vor, mit Englisch- oder Denglisch-Ausdrücken Eindruck schinden zu wollen. Herr Prof. Breit aus Vöcklabruck prangert mit Recht den wachsenden Sprach-Unsinn in den Medien an. Ebenso die traurige Tatsache, dass man in Geschriebenem und Gedrucktem immer mehr Grammatik- und Rechtschreibfehler findet. Möglicherweise liegt die Ursache auch in der vor Jahren durchgeführten Rechtschreib-Reform, die sicher mehr verwirrt als reformiert hat. So hört man z. B. immer wieder die sehr selbstbewusst behauptete Meinung, dass das scharfe S abgeschafft wurde. Der 2. Fall Einzahl wird vielfach nicht mehr eingehalten („des Mädchen“ oder „des Landeshauptmann“). Das Gleiche beim 3. Fall Mehrzahl, wenn man lesen kann „die Herstellung von Lebensmittel“ oder „von den Hörerinnen und Hörer“. Warum werden grundlegende Regeln unserer Sprache in der Pflichtschule nicht mehr unterrichtet bzw. geübt? Schauen unsere Pädagogen ruhig zu, wie unsere Kinder die Sprache immer weniger beherrschen? Hat die moderne Auffassung, dass Regeln bzw. Gebote „uncool“ sind, auch hier Einzug gehalten? Wir betonen immer wieder die Wichtigkeit des Fremdsprachen-Unterrichts und übersehen dabei, dass die eigene Sprache total vernachlässigt wird. Mich wundert es, dass unser Sprachverfall nicht längst von Sprach-Fachleuten wie Germanisten, Deutsch-Professoren, aber auch hellhörigen Pflichtschullehrern angeprangert und bekämpft wird. Es geht bei diesem Anliegen nicht um altmodische Ansichten, sondern darum, dass unsere herrliche deutsche Sprache als solche erkannt und gepflegt wird, und vor allem, dass ihre richtige, fehlerfreie Verwendung – so wie in früheren Zeiten – als ein hoher Wert innerhalb unserer Kultur angesehen wird. Unsere Sprache verfällt zusehends! Ein Aufruf an alle, die sich dazu berufen fühlen (müssten): Erzeugen wir ein Bewusstsein, dass Sprachbeherrschung etwas sehr Erstrebenswertes ist!

Willibald Brückler, Gutau

Erschienen am Do, 23.9.2021

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