Koalitionskrisen – gibt es die wirklich?

Man hat in den Medien – insbesondere im ORF – den Eindruck, als würde man geradezu panisch darauf warten, dass wieder einmal in der Regierung eine „Krise“ ausbricht. Jedes Wort – meist des Bundeskanzlers – auf der einen und irgendeines Politikers/einer Politikerin auf der anderen Seite wird sofort zu einer „veritablen Koalitionskrise“ hochgejubelt. Warum eigentlich? Koalitionen sind keine Liebesheiraten und leben gewissermaßen von Konflikten und deren internen Lösungen. Wie war denn das in Zeiten der Großen Koalition (die eigentlich keine große mehr war)? Rot und Schwarz hatten sich die Republik in zwei Hälften aufgeteilt, und in diesen Bereichen haben sie einander gegenseitig nicht dreingeredet. Dafür haben sie einander über die Medien ständig „Attacken“ ausgerichtet, aber ebendiese Medien haben das meist diskret verschwiegen, jedenfalls nicht unnötig aufgebauscht. Trotzdem ist mir ehrlich gesagt eine „streitende“ Türkis-Grün-Koalition mit einer – oft über das Ziel schießenden – Opposition lieber als die frühere heimliche Diktatur der Rot-Schwarz-Koalition. Und die laufenden Kritiken am türkisen Bundeskanzler? Abgesehen von der Opposition gibt es halt auch viele Schwarze, die der alten Koalition nachweinen, ohne dass sie aber offiziell am Sessel des Bundeskanzlers ihrer Partei öffentlich sägen würden.