Das freie Wort

Nach dem Attentat

Der bekannte österreichische Psychiater Professor Erwin Ringel sprach aus, wie unser Land tickt. Der Österreicher hat zwei Seelen. Eine zum Herzeigen und die zweite, die wirkliche. Bespiele gefällig? Trauerakt der gesamten Staatsführung anlässlich des schrecklichen Attentates in Wien. Alle Teilnehmer mit Mund- und Nasenschutz. Nur der freiheitliche Klubobmann Herbert Kickl verweigert diese Schutzmaßnahme. Befolgung staatlicher Verordnungen? Nichts für selbst ernannte Virusexperten! Vorbildwirkung für das Land und seine Menschen? Nichts für den Klubobmann einer Oppositionspartei! Das Corona-Parteidogma wird demonstrativ und provokant inmitten von Trauerschleifen, Tränen und Abschiedsblumen zelebriert. Nächster Akt. Nur wenige Stunden nach den dramatischen Ereignissen in der Wiener Innenstadt beginnt der Bundeskanzler mit den Schuldzuweisungen. Wer ist verantwortlich dafür, dass der Attentäter so brutal agieren konnte? Natürlich die über die Hintergründe des Attentäters nicht informierte Justizministerin! Dann werden drei Tage Staatstrauer angeordnet. Nur wenige Stunden später im Parlament: Unmittelbar nach dem Ende der Gedenkminute für die Opfer des Attentates beginnt die Generalabrechnung mit umfassender Schuldzuweisung. Wer ist verantwortlich dafür, dass der Verfassungsschutz im Innenministerium konsequent bis zur totalen Inkompetenz und gefährlichen Unfähigkeit „reformiert“ wurde? Natürlich nicht jene zwei Parteien, die in den letzten Jahren den Innenminister stellten. Einige Tage später folgen beeindruckend inszenierte Großrazzien gegen radikale Islamistengruppierungen einschließlich Schließung zweier Moscheen. Diese entschlossene Vorgehensweise soll überdecken, was bei der Terrorbekämpfung schiefgelaufen ist. Versäumnisse und Desinteresse einschließlich beängstigenden Behördenversagens werden überdeckt von Inszenierung und vermeintlicher Anteilnahme. Die handelnden Akteure bestätigen Professor Ringels Erkenntnis überzeugend. Es zählen plakative Aktivitäten mit der für die Öffentlichkeit gestylten Darstellung. Das wirkliche Ich der handelnden Personen lebt in ihrer zweiten Seele, diese wurde in den dramatischen Tagen rund um das Attentat sichtbar.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Do, 12.11.2020

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