Es macht betroffen, wie stark punziert die Bildungslandschaft in Österreich ist. Das betrifft sowohl die Lehrerschaft als auch die Schulformen. Jedes Kind trägt quasi einen sozialen „Stempel“, der je nach Schulform anders aussieht. Der Schüler im Gymnasium wird in unserer Gesellschaft anders eingeordnet als der in einer NMS. Ähnliches gilt für Lehrer, die dort jeweils unterrichten.Alle wollen für ihre Kinder nur das Beste, das Instrumentarium dafür kann aber nur die Schule bieten. Die Wünsche und Vorstellungen der Eltern müssen mit den realen Gegebenheiten nicht übereinstimmen, was sich dann in der schulischen Praxis leider oft herausstellt. Frust für alle ist das Ergebnis. Zu meinen, man könnte diese eingefahrenen Vorstellungen der Mütter und Väter so ohne Weiteres ändern, wäre vermessen. Als Konsequenz sitzen viele, die in einer NMS besser aufgehoben wären, im Gymnasium und umgekehrt. Wenn 40% der Unterstufe die Oberstufe im Gymnasium nicht erreichen und nur 8% den Übertritt von der NMS ins Gymnasium schaffen, kann etwas nicht stimmen. Ein Weg, Kindern und Eltern schulische Enttäuschungen zu ersparen, bestünde darin, Schüler die Entscheidung über ihren weiteren Lebensweg selber treffen zu lassen. Nach acht Jahren schulischer Reifung wäre das zumutbar. Sowohl mittlere als auch höhere weiterführende Schulen würden ihren Ruf steigern, auch der Lehrberuf hätte wieder einen wichtigeren Stellenwert, weil er nicht als „Ergebnis“ einer Schulform gesehen wird, die eigentlich ein Opfer dieser Punzierung geworden ist, von der am Anfang die Rede war. Eine Vereinheitlichung der Lehrerausbildung, die zwar 30 Jahre zu spät kommt, aber jetzt im Gange ist, könnte helfen, die Punzierung (Standesdünkel) unter den Lehrern zu beseitigen, was dann vielleicht einen offeneren Zugang zu solchen Ideen ermöglicht.
Herbert Höselmayer, Klostermarienberg
Erschienen am Mi, 21.3.2018
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