Schönborn im ORF

“Pressestunde” mit Islam-Schwerpunkt

Österreich
16.03.2008 15:18
Kardinal Christoph Schönborn hat Verständnis für die Entscheidung des Gerichts im Terror-Prozess, die Angeklagte wegen ihres Vollschleiers von der Verhandlung auszuschließen, gezeigt. Verurteilt wurde von Schönborn in der ORF-Pressestunde am Palmsonntag jedoch die Ausdrucksweise des Richters, der von einem „Fetzen“ gesprochen hatte. Der Kardinal sprach sich für den Dialog der Religionen aus und kritisierte auch diverse Forderungen nach einem Bauverbot für Moscheen. Für den Religionsunterricht in Österreich wünscht sich Schönborn „mehr lernen“. Die Absolventen sollten die Kernpunkte der Religion kennen.

Das Christentum und der Islam seien beide „missionarische Religionen“. Es stelle sich daher die Frage, wie zwei „missionarische Religionen“ miteinander und mit anderen Religionen umgehen. Nach dem Vorschlag des früheren ÖVP-Vizekanzlers Erhard Busek für den Aufbau eines europäischen Islam gefragt, meinte Schönborn, das sei Sache der Muslime. Von christlicher Seite suche man das Gespräch. Dass eine Religion ihre Überzeugung übermitteln wolle, sei berechtigt. Die Frage sei, wie man das lebe, forderte Schönborn „Akzeptanz der Grundwerte und Respekt der Religionsfreiheit“ ein.

Religionsfreiheit garantiert auch öffentliche Ausübung
In diesem Zusammenhang sprach sich der Kardinal klar gegen Bauverbote für Moscheen aus. Die Religionsfreiheit garantiere nicht nur die private Religionsausübung sondern auch die öffentliche. Es sei nicht einzusehen, wieso Muslime - im Rahmen der Bauordnung - keine Gebetshäuser bauen sollten. „Ich sehe das Problem nicht“, so Schönborn, der auch vor religiösen Traditionen wie dem Kopftuch Respekt zeigte. Auch Vollverschleierung sei im privaten und öffentlichen Bereich zu respektieren, allerdings nicht im amtlichen.

Aufhorchen ließ der Wiener Erzbischof mit der Forderung nach „mehr lernen“ im Religionsunterricht. Er wünsche sich „stärkere Inhaltlichkeit“ und nicht nur Lebensorientierung. Die Absolventen sollten die Kernpunkte der Religion kennen. Gelassen reagierte er auf die Kritik Buseks, der in Zusammenhang mit den islamfeindlichen Äußerungen aus der FPÖ gemeint hatte, man habe das Gefühl, es müsse jemand dem Kardinal erst „geistigerweise eine herunterhauen“, bis er aufwache. Schönborn sieht diese Äußerung „als Sager, der ihm ausgerutscht ist“.

Keins „Gusi-Hunderter“ – Armen „deutlich“ helfen
Nicht festlegen wollte sich der Kardinal in der Frage nach einem Bleiberecht für die Kosovarin Arigona Zogaj. Er kenne den Fall nicht gut genug, um ein Urteil geben zu können. Er kritisierte aber Arigonas Begleiter - ohne Pfarrer Josef Friedl namentlich zu nennen -, weil sie zu sehr die Öffentlichkeit gesucht hätten. Auch in anderen politischen Fragen blieb Schönborn vage. Er begrüßte Vorschläge zur Entlastung von Familien, ob das aber über das von der ÖVP geforderte Familiensteuersplitting oder ein Müttergehalt passiere, sei Sache der Politik. Das Inflationsproblem ist nach Ansicht Schönborns mit einer Einmalzahlung nicht zu lösen, den Armutsgefährdeten müsse „deutlich“ geholfen werden.

Schönborn für 3-Tage-Frist bei Abtreibungen
Neuerlich scharfe Kritik übte er am Urteil des Obersten Gerichtshofes, der einem Elternpaar für eine falsch interpretierte Pränataldiagnose den gesamten Unterhalt für ihr behindert geborenes Kind zugesprochen hatte. Er bemängelte zudem, dass die Politik die versprochenen „flankierenden Maßnahmen“ zur Fristenlösung noch immer nicht eingelöst habe. Der Kardinal verlangte unter anderem einen verpflichten Abstand zwischen Beratung und Abtreibung von mindestens drei Tagen und einer Erleichterung von Adoptionen.

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