Züge im Wasser

Palmas U-Bahn hat “Schiffbruch” erlitten

Ausland
25.09.2007 14:18
Mallorcas U-Bahn ist "auf Grund gelaufen". Nach zwei Überschwemmungen in gut einem Monat werden auf der U-Bahn-Linie in Palma de Mallorca vorerst keine Züge mehr fahren. Die Behörden auf der spanischen Ferieninsel ordneten die einstweilige Schließung der Strecke an, die erst vor fünf Monaten feierlich eröffnet worden war.

Dabei hatte die U-Bahn der Stolz der Mallorquiner sein sollen. Das Prestigevorhaben war mit 120 Millionen Euro eines der teuersten Infrastrukturprojekte in der Geschichte der Balearen-Insel. Es ließ die Hauptstadt Palma in die kleine Gruppe der spanischen Metropolen aufsteigen, die über eine U-Bahn verfügen. Dazu gehören neben Palma nur Madrid, Barcelona, Valencia und Bilbao.

Fehler beim Bau
Zwei Regengüsse brachten jedoch an den Tag, dass beim Bau oder bei der Planung Fehler gemacht wurden. Am vorigen Wochenende - wie schon einen Monat zuvor - setzten Gewitterschauer in manchen Stationen die Gänge bis zu 2,50 Meter tief unter Wasser. Dabei waren die Niederschläge mit 18 Litern Wasser pro Quadratmeter nicht einmal ungewöhnlich heftig gewesen. Dennoch verwandelten sie die Treppen in Sturzbäche und die Lüftungsschächte in Wasserfälle.

Die U-Bahn-Strecke hat neun Stationen und verbindet das Zentrum von Palma mit der 8,5 Kilometer entfernt gelegenen Universität der Balearen. Sie war von der vorigen konservativen Regionalregierung im  Schnellverfahren fertig gestellt worden. Die Eröffnung fand Ende April statt, wenige Wochen vor den Regionalwahlen im Mai.

Der Sozialist Francesc Antich, der nach der Wahl den Konservativen Jaume Matas als Regierungschef der Balearen ablöste, wirft dem Vorgänger nun vor, den Bau der U-Bahn überstürzt abgeschlossen zu haben, um sich im Wahlkampf mit dem Projekt brüsten zu können. "Wir haben ein sehr schlechtes Erbe übernommen", sagte Antich. "Die Arbeiten wurden fehlerhaft und überstürzt ausgeführt."

„Potenzielles Überschwemmungsgebiet“
Sein Verkehrsminister Gabriel Vicens gab zu verstehen, dass die Wiedereröffnung in weiter Ferne liegt. "Der U-Bahn-Tunnel dient bei Regen als eine Art Abwasserkanal", sagte der Minister.

"Dies ist ein struktureller Mangel, der schwer zu beheben sein wird." Nach Angaben der Zeitung "Diario de Mallorca" verläuft die Strecke durch ein Gebiet, dass die Stadt Palma ausdrücklich als "potenzielles Überschwemmungsgebiet" ausgezeichnet hatte, weil dort nach Regenfällen die Wassermassen zusammenfließen.

Ein Expertenkomitee soll nun ermitteln, ob die Planungen von Anfang an falsch waren oder ob beim Bau gepfuscht wurde. Die vorige Verkehrsministerin Mabel Cabrer, die für das Vorhaben politisch verantwortlich war, ließ die Vorwürfe nicht auf sich sitzen. "Die Überschwemmungen hätten verhindert werden können", sagte sie und gab den Wasserwerken die Schuld, was diese energisch zurückwiesen.

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