Schnellzug entgleist

Eine Tote bei schwerem Zugsunglück in England

Ausland
25.02.2007 12:07
Bei einem Zugsunglück in Nordwest-England ist am Freitag Abend eine Frau ums Leben gekommen. Sie erlag Samstagfrüh ihren schweren Verletzungen. 77 Menschen wurden verletzt. Acht von ihnen befinden sich in einem kritischen Zustand. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren 120 Fahrgäste und mehrere Zugbegleiter in dem Schnellzug von London nach Glasgow.

Der Neigetechnik-Zug war auf dem Weg von London ins schottische Glasgow, als er in der Nähe von Kendal in der Grafschaft Cumbria entgleiste. Alle neun Wagen des Schnellzugs sprangen aus den Gleisen, mehrere Wagen stürzten eine Böschung hinunter. Der Zug soll mit 150 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein. Das entspreche dem an dieser Stelle zulässigen Tempo, sagte ein Sprecher der Eisenbahngesellschaft. 

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Der zweite Waggon des Zugs stürzte eine Böschung hinab, wie ein Sprecher der Bahngesellschaft Virgin mitteilte. Einsatzkräfte bargen in der Nacht bis zu acht Menschen, die mehrere Stunden lang in dem Wagen eingeschlossen waren. Die britische Luftwaffe schickte drei Hubschrauber und zwei Bergungsteams. Unter den Verletzten befindet sich auch der Lokführer, 22 Menschen kamen in ein Krankenhaus. Polizeiangaben zufolge soll die Bahnstrecke fünf bis sechs Tage geschlossen bleiben.

Defekte Weiche als Unfallsursache?
Vermutlich verursachten defekte Weichen den Unfall. Die Experten konzentrierten ihre Untersuchungen am Samstag vor allem auf Gleise und Weichen, sagte Polizeisprecher Martyn Ripley der britischen BBC. Erst in der vergangenen Woche seien an den Weichen Wartungsarbeiten gemacht worden.

Passagiere stundenlang in Trümmern eingeschlossen
Die Polizei berichtete von "schwierigen Bergungsarbeiten" in der ländlichen Gegend. Verletzte seien umhergeirrt, zahlreiche Passagiere waren stundenlang in den Trümmern eingeschlossen. Auch Hubschrauber der Streitkräfte waren an den Rettungsarbeiten beteiligt. Es habe in der Nacht stark geregnet, was die Sicht in der Dunkelheit behindert habe, sagte der Polizeisprecher. Die Helfer waren die ganze Nacht im Einsatz.

Es grenze an ein Wunder, dass nicht mehr Menschen bei dem Unfall ums Leben kamen, sagte Ripley. Unter den Schwerverletzten ist nach Polizeiangaben auch der Zugführer. Ihr Zustand ist bislang unverändert. Die etwa 80-jährige Frau starb im Krankenhaus an ihren Verletzungen.

Sir Richard Branson vom Unternehmen Virgin Trains, dem der Zug gehört, machte defekte Gleise für das Unglück verantwortlich. Auch mehrere Experten halten dies für wahrscheinlich. "Network Rail", eines der Unternehmen das für die Wartung der Gleise zuständig ist, bestätigte, dass sich darauf die Untersuchungen konzentrieren. "Es ist möglich, dass es mit den Weichen ein Problem gab", sagte Unternehmenschef John Armitt. Anfang der 90er Jahre wurde die britische Bahn privatisiert. Seitdem ist sie immer wieder auch wegen technischer Mängel in die Kritik geraten.

Eine Reisende berichtete dem Rundfunksender BBC, dass der Zug offenbar gegen einen Gegenstand geprallt sei und dann auf sehr dramatische Weise geschwankt habe. Bei dem Zug handelte es sich um einen Pendolino-Neigezug, der eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern erreicht.

In den vergangenen Jahren haben mehrere Bahnunglücke eine Debatte über die Sicherheit im Schienenverkehr ausgelöst. Das schwerste Bahnunglück seit 25 Jahren ereignete sich im Oktober 1999, als ein aus dem Londoner Bahnhof Paddington ausfahrender Zug gegen einen einfahrenden Schnellzug prallte. Damals kamen 31 Menschen ums Leben, etwa 400 wurden verletzt.

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