900 Tote

Ex-SS-Offiziere wegen Massakers verurteilt

Ausland
14.01.2007 13:07
Ein Militärgericht in der norditalienischen Stadt La Spezia hat am Samstag zehn deutsche Ex-SS-Offiziere zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Sieben weitere ehemalige deutsche Soldaten wurden freigesprochen. Die Männer waren des Massakers in der norditalienischen Ortschaft Marzabotto im Jahr 1944 angeklagt, bei dem mehr als 900 Menschen getötet worden waren.

Bei den Angeklagten handelt es sich um deutsche Staatsbürger zwischen 81 und 88 Jahren. Sie wurden in Abwesenheit verurteilt. "Endlich hat die Gerechtigkeit gesiegt. Seit Jahrzehnten warten wir auf dieses Urteil", kommentierte ein Mitglied des Verbands der Angehörigen der Marzabotto-Opfer.

Vom 29. September bis 5. Oktober 1944 waren in Marzabotto und in den benachbarten Ortschaften Grizzana und Monzuno 955 unbeteiligte Einwohner von SS- und Wehrmachts-Angehörigen exekutiert worden. Der aus Österreich stammende SS-Obersturmbannführer Walter Reder hatte damals angeordnet, Zivilisten als Vergeltung für einen Partisanen- Angriff ermorden zu lassen. Die Urheber des Massakers blieben mit einer Ausnahme bisher unbehelligt. Nur Reder wurde von einem Militärgericht in Bologna 1951 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er wurde 1985 freigelassen.

Der Kriegsverbrecher Reder war 1948 von der damaligen britischen Besatzungsmacht in der Steiermark ausgeforscht und an Italien ausgeliefert worden. Für die Freilassung Reders hatten sich unter anderem die österreichische Regierung und die Katholische Kirche eingesetzt, während die Hinterbliebenen der Opfer dagegen protestierten. Als der damalige österreichische Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager (damals FPÖ) Reder nach seiner Freilassung mit einem Handschlag begrüßte, löste dies eine Welle der Empörung aus. Reder starb 1991 75-jährig in einem Krankenhaus in Wien.

Symbolbild

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