Suchtexperte warnt

Die Aromen in Shishas funktionieren wie Alkopops

Oberösterreich
08.01.2018 17:26

Nach der Aufregung um einen Vorfall in einer Shisha-Bar in Mattighofen, in der - wie berichtet - ein 14-Jähriger beim Konsum einer Wasserpfeife bewusstlos zusammengebrochen ist, wächst die Skepsis gegenüber dieser Art des Tabakkonsums wieder. Vor allem Jugendlichen wird abgeraten, Shishas zu konsumieren.

Zehn Euro hatte der 14-jährige Braunauer in der Bar "Orient Tempel" in Mattighofen für seine Shisha-Pfeife mit Melonen-Geschmack bezahlt. Nach einem Ausweis oder dem Alter wurde er nicht gefragt, gegen den Lokalbetreiber wird nun wegen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz ermittelt. Der Bub hatte sich nach wenigen Zügen übergeben und war dann ohnmächtig zusammengebrochen - dabei erlitt er einen Kieferbruch.
"Auslöser könnte eine zu hohe Kohlenmonoxid-Belastung in Verbindung mit einer hohen Nikotinkonzentration gewesen sein", sagt Lungenspezialist Bernd Lamprecht. Er warnt  Jugendliche davor, zur Wasserpfeife zu greifen - siehe auch Interview.

Suchtgefahr
Auch der Linzer Suchtexperte Primar Kurosch Yazdi rät Jugendlichen ab, Shishas zu rauchen. "Es besteht Suchtgefahr." Ähnlich wie bei Alkopops würden die Aromen im Wasserpfeifen-Tabak den bitteren Geschmack überdecken. "Sie schmecken damit besser als normale Zigaretten." Yazdi befürchtet, dass Shisha-Rauchen zum Kult wird und auch Zigaretten auf die Weise wieder cool werden.
Laut Erwin Kerschbaummayr, Landesobmann der Trafikanten, sei derzeit kein vermehrter Verkauf von Shisha-Rauchwaren erkennbar. "Leider gibt es aber eine hohe Dunkelziffer, was illegale Einfuhr betrifft."

"Mehr Schadstoffe als bei Zigaretten"
Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde im Kepler Uniklinikum in Linz, warnt vor dem Konsum von Shisha-Rauch.

"Krone":Nicht wenige Raucher von Wasserpfeifen behaupten, dass diese deutlich gesünder seien als Zigaretten.
Bernd Lamprecht: Das ist ein Irrglaube. Das in Shisha-Pfeifen verwendete Wasser hat keine reinigende Funktion, nur eine abkühlende. Es kann daher auch tiefer inhaliert werden. Der Tabak wird auch nicht verbrannt, sondern bei 100 Grad verschwelt. Die Folge ist dann leider eine höhere Belastung mit Kohlenmonoxid und anderen Schadstoffen.

"Krone": Welche Schadstoffe?
Lamprecht: Beispielsweise Arsen, Chrom, Nickel oder Blei. Die dem Tabak beigefügten Aromastoffe enthalten außerdem krebserregende Substanzen. Es entsteht das Abfallprodukt  Teer, und als Feuchthaltemittel wird Glycerin verwendet, das als Zellgift gilt und die Flimmerhärchen schädigt.

"Krone": Wie steht’s um die Nikotin-Konzentration im Blut?
Lamprecht: Die ist nach dem Shisha-Konsum höher als bei Zigaretten - ungefähr so, als wenn zehn Zigaretten geraucht worden wären.

"Krone": Für Jugendliche scheint das Risiko besonders hoch?
Lamprecht: Ja, denn deren Lungen sind erst ab 20 vollständig ausgebildet.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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