Es gibt Ausnahmen

Salzburger Lösung für das Burkiniverbot im Freibad

Salzburg
02.06.2017 18:44

Am 1. Juli tritt in Österreich das Vollverschleierungsverbot in Kraft: Während in Tourismusregionen wie im Pinzgau daran gefeilt wird, wie man es den arabischen Gästen am besten rüber bringt, brach in der Stadt eine Debatte aus, ob die Ganzkörperanzüge - besser bekannt als Burkini - in den Bädern erlaubt sein sollen: "Nein - mit Ausnahme", sagt Stadtvize Harry Preuner.

Burkinis in den Salzburger Bädern sind zwar selten und allgemeine Gesetze gibt es dafür nicht, dennoch geht die Stadt ohne großes Aufsehen auf Nummer sicher. Am 29. Mai schickte Preuners Ressort eine Mail an die Leiter der Bäder: Ab sofort gilt ein Burkiniverbot für das "Lepi", "Volksi" und AYA-Bad sowie für die Salzachseen. Die Badeordnungen wurden dazu rasch geändert, die Bademeister müssen die Gäste auf das Verbot hinweisen: "Wir erklären dann in aller Ruhe, dass das nicht erwünscht ist und die Sache ist erledigt", sagt der ÖVP-Stadtvize.

Nur, keine Regel ohne eine Ausnahme: Vor wenigen Tagen besuchte eine Schulklasse das AYA-Bad, um mit den Lehrern Schwimmen zu lernen. Ein muslimisches Mädchen trug einen Burkini, weil die Eltern das so wollen - geriet aber so unfreiwillig mit den Hausregeln in Konflikt.

Kein Kind wegen Verbot benachteiligen

Die Aufregung war groß, die Direktorin wurde eingeschalten, die Gemüter waren nur langsam zu beruhigen.

Preuner reagierte und ließ die Badeordnung noch einmal umschreiben: "Beim Sport- und Schwimmunterricht machen wir eine Ausnahme. Die Schulklassen sind ja so etwas wie ein geschlossener Kreis. Niemand soll deshalb benachteiligt werden, nur weil die Eltern wollen, dass ihr Kind einen Burkini trägt. Richtiges Schwimmen lernen ist lebenswichtig."

Für alle anderen Badegäste bleibt das Verbot aber wie gehabt, was FPÖ-Gemeinderat Erwin Enzinger, der eine komplettes Burkiniverbot fordert, ärgert: "Gute Integration fängt natürlich schon bei den Kindern an. Deswegen ist es für mich unverständlich, dass jetzt für Schüler eine Burkini-Ausnahme in den Salzburger Freibädern gemacht wird. Verschleiert baden zu gehen verstößt eindeutig gegen unsere heutige Badekultur."

Rechtliche Probleme nicht ausgeschlossen

Der Burkini ist auch in Wien Thema, ein Freibad in Hernals hat ebenso ein Verbot ausgesprochen. Die rechtliche Lage ist schleierhaft: Es gibt kein religiöses Diskriminierungsverbot bei Dienstleistungen - in diesem Fall in den öffentlichen Bädern - jedoch eines gegen religiöse Kleidungsstücke.

Michael Pichler, Kronen Zeitung

ZITAT: FPÖ-Gemeinderat Erwin Enzinger fordert gesamtes Verbot

Gute Integration fängt natürlich schon bei den Kindern an. Deswegen ist es für mich unverständlich, dass jetzt für Schüler eine Burkini-Ausnahme in den Salzburger Freibädern gemacht wird.

ZITAT: Der für die Freibäder zuständige Stadtvize Harald Preuner (ÖVP)

Beim Sportunterricht machen wir eine Ausnahme. Niemand soll benachteiligt werden, nur weil die Eltern wollen, dass ihr Kind einen Burkini trägt. Richtiges Schwimmen lernen ist lebenswichtig.

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