Ja, wir leben immer noch in einer Zeit, in der sich Kriege an Religionen entzünden. So gesehen ist Lessings „Nathan“, 1779 geschrieben, höchst brisant, wenn das „dramatische Gedicht“ den kirchlichen Dogmatismus an den Pranger stellt. So gesehen ist die Ringparabel noch immer ein schönes Plädoyer für die Gleichheit der Menschen. In der Theorie.
In der Theaterpraxis ist der „Nathan“ eine harte Nuss, die Eva Hosemann an der richtigen Stelle angeknackt, aber nicht wirklich offengelegt hat. Und das liegt vor allem an den spielenden Personen. Eckart Schönbeck etwa ist ein völlig überdrehter Tempelherr: Wie von Drogen gebeutelt hechelt er durch die Szenerie. Dafür fehlt Matthias Hack als Saladin jegliche Spannung. Ein bisschen unbeteiligt agiert auch Margot Binder als Sittah. Wesentlich mehr Anteil am dichterisch verklärten Spiel nehmen Lisa Fuchs als Recha, Ingrid Höller als Deja oder Theo Helm als Derwisch. Und Nathan? Den spielt Bernd Jeschek mit Flinserl im Ohr, er spielt ihn als Mensch mit Schwächen, was sympathisch ist. Er spielt ihn aber auch über weite Strecken ohne Feuer, ohne Brisanz. Was wirklich schade ist.
Weitere Vorstellungen am 16., 17., 20., 21., 22. September, jeweils um 19.30 Uhr
Foto: Herzenberger
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