Gauchos geschockt

Argentinien hadert nach WM-Aus mit Schicksal

Fußball
01.07.2006 14:55
Der Trainer zurückgetreten, das Land im Schockzustand und die Spieler wollten es einfach nicht wahrhaben: Nach dem unglücklichen Viertelfinal-K.o. bei der WM gegen Gastgeber Deutschland haderten Argentiniens Nationalspieler mit dem Fußball-Gott. "Gerechtigkeit ist ein Wort, das es im Fußball nicht gibt", jammerte Mittelfeldspieler Javier Mascherano. "Wir können erhobenen Hauptes gehen. Wir waren das gesamte Spiel über die bessere Mannschaft. Deutschland hat nicht gegen Argentinien gewonnen", sagte Esteban Cambiasso, der mit seinem verschossenen Elfmeter das Aus des zweimaligen Titelträgers besiegelt hatte.

"Argentinien bleibt nur das ohnmächtige Gefühl, die meisten der 120 Minuten ein bisschen besser gegen einen schweren Gegner gespielt zu haben, der die Zuschauer auf seiner Seite hatte", schrieb am Samstag die Fachzeitung "Olé". Die Südamerikaner mussten dagegen zum ersten Mal bei dieser WM auf ihr Edel-Maskottchen verzichten. Am Tag nach dem 20. Jubiläum des WM-Triumphs am 29. Juni 1986 in Mexiko litt Diego Armando Maradona Zigarre paffend im Mannschaftshotel der "Albiceleste" mit seinen gescheiterten Erben.

Einem Freund aus seinem Clan war von Sicherheitskräften der Zutritt in das Berliner Olympiastadion am Freitag verwehrt worden, Maradona kehrte daraufhin um 17.35 Uhr in das Westin Grand Hotel zurück.

"Wir spüren einen tiefen Schmerz"
Dem Jubelschrei in der 49. Minute nach dem Tor von Roberto Ayala folgte das Entsetzen über den deutschen Ausgleich zehn Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit durch Miroslav Klose und die verschossenen Elfmeter von Cambiasso und dem tragischen Torschützen Ayala. "Die letzten zehn Minuten haben uns das Genick gebrochen", meinte Ayala nach seinem 105. Länderspiel - eins fehlt noch zum argentinischen Rekordnationalspieler Diego Simeone. "Mein Herz ist leer", sagte Kapitän Juan Pablo Sorin. "Wir spüren jetzt einen tiefen Schmerz", so Angreifer Hernan Crespo und Nebenmann Carlos Tevez meinte: "Es gibt nichts, was mich trösten kann."

Auch nicht die Tatsache, dass die Argentinier die zuvor bei ihren vier Siegen in vier Spielen stürmisch angreifende deutsche Mannschaft weit über eine Stunde fest im Griff hatte. "Dieses Ausscheiden ist ungerecht und tut unglaublich weh", schrieb die Zeitung "La Nacion", nachdem die Argentinier in der Glück-Lotterie Elfmeterschießen zum ersten Mal einer WM den Kürzeren gezogen hatte.

Pekerman zurückgetreten
Allerdings ist das Aus nicht wirklich dem vermeintlichen Versagen des Fußball-Gottes geschuldet. Vielmehr trug Coach José Pekerman mit seinen Auswechslungen zum Untergang des nach seinen teilweise brillanten Auftritten hoch gehandelten Titelfavoriten bei. Kurz nach dem Spiel zog er die Konsequenz und erklärte das Kapitel für beendet. Der Weg wäre nun frei für Maradona: "Nationaltrainer ist mein großer Traum", hatte er bereits vor der WM gesagt. Während der Titelkämpfe erhielt Pekerman indes volle Rückendeckung von der 45 Jahren alten Fußball-Legende.

Unschöne Szenen auf dem Rasen
Völlig abgeschlossen haben die Spieler mit der WM. "Welche Mannschaft nun Weltmeister werden soll? Das ist mir egal. Ich bin Fan von Argentinien", meinte Crespo. "Fragen sie mich nicht, ob Deutschland Weltmeister werden kann, es ist mir wirklich egal", entgegnete Verteidiger Gabriel Heinze den Reportern in der Mixed-Zone des Olympiastadions. Doch bei allem Frust, der sich gleich nach dem Ende der Partie in wilden Rangeleien und Handgreiflichkeiten noch auf dem Rasen entladen hatte, kündigte Wortführer Sorin bereits Wiedergutmachung für den Albtraum von Berlin an: "Wir haben eine großartige Mannschaft und werden in vier Jahren Revanche nehmen."

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(Bild: KMM)



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