Lager Traiskirchen

Flüchtlinge sollen Gewitter in Bussen abwarten

Österreich
08.07.2015 15:45
Jene Hunderte Flüchtlinge, die im völlig überfüllten Erstaufnahmelager in Traiskirchen im Freien oder in Zelten schlafen, sollen im Fall von Unwettern in Postbussen untergebracht werden. Diese Maßnahme zum Schutz der Asylwerber sei zumindest angedacht, bestätigte am Mittwoch ein Sprecher des Innenministeriums. Geplant sei in so einem Fall auch, die benachbarte Sicherheitsakademie sowie Garagen und Speisesäle aufzusperren.

Wie der "Standard" berichtete, hat das Innenministerium 15 Postbusse ins Lager Traiskirchen bestellt. In diesen sollen bei Gewittern jene rund 900 Flüchtlinge Schutz finden, die keinen fixen Schlafplatz haben und deshalb im Freien, in Zelten oder in Gängen des Erstaufnahmelagers übernachten. Wie dramatisch die Lage dort ist, machten zuletzt Fotos deutlich, die von Asylwerbern dem Team der ORF-Sendung "Orientierung" zugespielt wurden.

Kritik kam umgehend von SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz: "Es ist unmenschlich und eines Landes wie Österreich unwürdig, Menschen aufgrund eines bevorstehenden Unwetters in Busse pferchen zu wollen, statt sie in ordentlichen Unterkünften unterzubringen", sagte sie und empfahl, Internate, Schulen und andere Möglichkeiten zu nutzen. Österreich habe genügend Unterkünfte, etwa Kasernen, die zur Verfügung stünden, so Yilmaz.

Nur zwei Bundesländer erfüllen Asylquote
Unterkünfte für diese Flüchtlinge sind bekanntlich in ganz Österreich nicht zu finden, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass derzeit nur zwei der neun Bundesländer die Quote bei der Unterbringung von Asylwerbern erfüllen: Während Wien und Niederösterreich weiterhin deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen als mit dem Innenministerium vereinbart (Stichtag 6. Juli), fiel die Steiermark wieder leicht in die roten Zahlen - 1.109 Asylwerber sind derzeit in Zelten untergebracht, 148 in Gebäuden der Polizei.

Schlusslicht in der Statistik des Ministeriums ist das Burgenland, das mit 1.146 Untergebrachten nur auf eine Quote von 83,72 Prozent kommt. Dahinter folgt Salzburg mit 87,81 Prozent, dann Oberösterreich mit 89,17 Prozent. Kärnten erfüllt die Quote zu 90,31 Prozent. Nicht allzu stark sind die Abweichungen in Tirol (95,93) und Vorarlberg (99,05). Die Steiermark, die vor etwa einem Monat ihre Quote noch übererfüllt hat, ist mit 99,03 Prozent leicht ins Minus gerutscht.

Rotes Kreuz fordert "Masterplan" des Bundes
Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen richtete das Rote Kreuz am Mittwoch einen Appell an die Politik: "Wir brauchen einen Masterplan und ein Master-Budget", sagte Generalsekretär Werner Kerschbaum. Zudem schlug er einen EU-weiten Solidaritätsfonds vor. Länder, die wenig Asylwerber unterbringen, sollten Ausgleichszahlungen an andere leisten, so die Idee.

"Wir haben eine kritische Situation erreicht", fasste Kerschbaum die momentane Lage im heimischen Asylwesen zusammen. Zwei Wochen nach dem Asylgipfel im Innenministerium seien längst nicht jene Plätze durch die Bundesländer geschaffen worden, die versprochen wurden. Von den 6.500 in Aussicht gestellten Plätzen erwartet sich Kerschbaum lediglich 2.300 bis Ende Juli. Auch die bestehenden Unterbringungsmöglichkeiten seien zum Teil "humanitär nicht zumutbar".

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