Zum Start der Kollektivvertragsverhandlungen für die Gesundheits- und Sozialberufe haben die Gewerkschaften am Mittwoch die Forderungen an die Arbeitgeber der Sozialwirtschaft Österreich übergeben. Einen Abschluss unter der Inflation sehen sie als „ausgeschlossen“ an.
Für 130.000 Beschäftigte im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich pocht Chefverhandlerin Eva Scherz von der Gewerkschaft GPA auf faire Entlohnung. Nach dem niedrigen Abschluss der Metaller in der ersten Verhandlungswoche müsse man sich seitens der Gewerkschaft in den anderen Branchen auf die Hinterbeine stellen.
Die Kollektivvertragsverhandlungen scheinen dieses Jahr anders als sonst. Die metalltechnische Industrie schloss aufgrund der schlechten Wirtschaftslage mit nur 1,41 Prozent ab. Währenddessen zeigen sich die Eisenbahner, Flug- und Dienstleistungsbranche aufgrund der hohen Inflation kämpferisch und wollten in der zweiten Gesprächsrunde einen Abschluss über der Teuerung erzielen.
Keine Abstriche bei der Pflege
Auch Chefverhandlerin Scherz legte bei der Übergabe der Forderungen gemeinsam mit der Gewerkschaft Vida an die Arbeitgeber der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) am Mittwoch mit einem Plus vier Prozent ein hohes Ziel vor. Denn:
Die Beschäftigten leisten jeden Tag wertvolle Arbeit für die Gesellschaft.
Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA
Bild: APA/ROBERT JAEGER
Sie sieht die Einsparungen der öffentlichen Hand nicht auf die Pflegekräfte umlegbar, denn es sei die Aufgabe der Arbeitgeber, die Finanzierung sicherzustellen: „Dafür werden die Gehälter der Angestellten nicht herhalten – wir sind in keiner Krise.“
Die Forderungen liegen nicht nur bei einer besseren finanziellen Abgeltung der körperlich oft sehr anstrengenden Arbeit, sondern auch bei faireren Arbeitsbedingungen. Die Sozialberufe sind immer noch eine Branche mit großem Frauenanteil, weshalb viele in Teilzeit arbeiten (müssen). Daher drängen die Interessensvertreter auf:
Arbeitgeber mit Personalmangel sollten ein ureigenes Interesse daran haben, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA
Bild: APA/ROBERT JAEGER
Der Verhandlungsbeginn mit den Arbeitgebern der Sozialwirtschaft Österreich ist am 21. Oktober. Im Vergleich zu den Vorjahren liegen die Interessensvertreter mit der Forderung von vier Prozent deutlich niedriger. Im vergangenen Jahr forderten sie ein Plus von 6,1 Prozent und im Jahr 2023 15 Prozent mehr. Das liegt an der aktuell niedrigeren Inflation. Der Kollektivvertrag gilt dann ab 1. Jänner 2026.
Anlässlich der Übergabe der Forderungen am Mittwoch fand eine Solidaritätsbekundung statt. Diese war von der Basisinitiative der Beschäftigten im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich, „Sozial Aber Nicht Blöd“, und der Kommunistischen Gewerkschaftsinitiative organisiert.
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