Am Sonntag sei sogar eine weitere Steigerung möglich, sagte Kraft. "Die 224 Meter waren ganz einfach zu stehen. Ich werde schauen, ob noch so eine Bombe möglich ist, wie im ersten Durchgang." Die Strapazen der vergangenen zwei Wochen sind an dem Schwarzacher offenbar spurlos vorübergegangen. "Wenn man so in Form ist und alles locker geht, ist es vielleicht weniger anstrengend als im Vorjahr", betonte Kraft. Vom Rückenwind, der freilich bei ihm etwas weniger stark war als etwa bei seinen Teamkollegen, ließ er sich nicht beirren. "Ich bin einer, der die Skier fast hinter den Ohren hat, da macht mir das nicht so viel", erklärte der aktuelle "Überflieger".
Freund erstmals auch im Skiflug-Weltcup ganz vorne
Der Slowene Jurij Tepes flog im Finale zwar auf die Tagesbestweite von 231 Meter, kam Kraft aber als Dritter nur noch auf 4,2 Punkte nahe. Der Pongauer hatte wiederum 26,1 Punkte Rückstand auf den Sieger, der nach der WM in Harrachov im März erstmals auch im Skiflug-Weltcup triumphierte. Der 26-jährige Bayer hat mit der umgebauten Kulm-Schanze auf Anhieb Freundschaft geschlossen. Nach dem Schanzenrekord von 237,5 Metern im Training am Freitag – nur neun Meter unter dem Weltrekord – gelangen ihm im Bewerb bei enorm wechselhaften Rückenwind-Bedingungen erneut weite Flüge.
"Es hat hier von Anfang an funktioniert, aber man muss auch die Bedingungen haben, die ich heute hatte. Andere, die auch sehr gute Skiflieger sind, hatten Pech und konnten nichts ausrichten", meinte der faire Freund nach seinem elften Weltcup-Sieg. "Bei mir hat alles ziemlich gut zusammengespielt." Geheimnis gebe es keines. "Ich habe es mir über die Jahre hinweg erarbeitet."
Hayböck: "Im steilen Anlauf sind im Radius Ecken drinnen"
Zu den Geschlagenen am Samstag gehörte auch Michael Hayböck. Vier Tage nach seinem Erfolg in Bischofshofen musste sich der 23-Jährige, der zuvor in 13 Bewerben immer unter den Top 9 gewesen war, mit seiner schlechtesten Saisonplatzierung begnügen. Hayböck rettete aber mit sieben Punkten Vorsprung auf Kraft das Gelbe Trikot. Dieser hat freilich Gusto bekommen. "Das Gelbe Trikot hätte ich schon auch gerne einmal."
Hayböck (153/191) kam wie schon am Vortag noch nicht optimal mit der Schanze zurecht. Das Problem lag im Anlauf, seine Topform hat der Tournee-Zweite keineswegs eingebüßt. "Im steilen Anlauf sind im Radius Ecken drinnen, da habe ich die Balance verloren", meinte der Oberösterreicher, der aber schon für Sonntag eine Steigerung erwartete. Der dreifache Kulm-Sieger Gregor Schlierenzauer (169/153) wollte den Fans Großes bieten, kam aber nicht ins Fliegen. Völlig enttäuscht verließ der 25-Jährige den Auslauf. Es brauchte keine Worte, der Gesichtsausdruck sprach Bände.
Fettner: "Es streut halt total"
Auch Ex-Tourneesieger Thomas Diethart (21.) und Manuel Fettner (20.) sowie Manuel Poppinger, der als 32. das Finale verpasste, hatten nicht mehr Glück. Fettner nahm das Positive mit. "Ich habe Erfahrung gesammelt, wäre gerne weiter vorne, bin aber ganz zufrieden mit mir. Man sieht es bei Skiflug-Größen wie 'Schlieri', es streut halt total."
Das Ergebnis:
Rang | Name | Nation | Sprung 1 | Sprung 2 | Punkte |
1 | Severin Freund | GER | 227,5 | 210,0 | 420,5 |
2 | Stefan Kraft | AUT | 224,0 | 197,5 | 394,4 |
3 | Jurij Tepes | SLO | 186,5 | 231,0 | 390,2 |
4 | Peter Prevc | SLO | 205,0 | 193,0 | 372,4 |
5 | Noriaki Kasai | JPN | 176,5 | 213,5 | 368,4 |
6 | Rune Velta | NOR | 197,0 | 195,5 | 357,9 |
7 | Jernej Damjan | SLO | 191,5 | 201,5 | 354,9 |
8 | Piotr Zyla | POL | 193,5 | 195,0 | 351,9 |
9 | Markus Eisenbichler | GER | 206,0 | 177,0 | 350,4 |
10 | Roman Koudelka | CZE | 180,5 | 189,0 | 329,8 |
11 | Richard Freitag | GER | 164,0 | 208,0 | 329,1 |
12 | Michael Neumayer | GER | 170,5 | 205,5 | 328,1 |
13 | Johann Forfang | NOR | 158,0 | 193,5 | 321,9 |
14 | Anders Jacobsen | NOR | 163,5 | 197,5 | 320,1 |
15 | Jan Matura | CZE | 184,5 | 165,5 | 315,1 |
16 | Michael Hayböck | AUT | 153,0 | 191,0 | 304,3 |
17 | Taku Takeuchi | JPN | 162,5 | 170,0 | 302,4 |
18 | Junshiro Kobayashi | JPN | 163,0 | 190,0 | 300,2 |
19 | V. Descombes Sevoie | FRA | 159,0 | 166,5 | 294,3 |
20 | Manuel Fettner | AUT | 171,5 | 165,0 | 291,1 |
21 | Thomas Diethart | AUT | 171,0 | 152,5 | 290,8 |
22 | Daiki Ito | JPN | 191,0 | 152,0 | 289,0 |
23 | Davide Bresadola | ITA | 180,0 | 164,0 | 287,4 |
24 | G. Schlierenzauer | AUT | 169,0 | 153,0 | 281,6 |
25 | Gregor Deschwanden | SUI | 173,0 | 150,5 | 280,0 |
26 | Rok Justin | SLO | 154,0 | 173,5 | 274,2 |
27 | Aleksander Zniszczol | POL | 164> | ||
28 | Joachim Hauer | NOR | 168,5 | 159,5 | 271,6 |
29 | Daniel Wenig | GER | 169,5 | 160,5 | 268,5 |
30 | Antonin Hajek | CZE | 144,5 | 160,0 | 250,2 |
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