"Bulldogs" im Talk

Petrik und Exelby hadern mit der “Hex’ am Stecken”

Sport
26.09.2014 06:05
Nein, von einem Traumstart in die neue EBEL-Saison kann man bei den Dornbirn Bulldogs nicht sprechen – die Truppe hat von den ersten vier Spielen nur eines gewonnen. Allerdings ist das bei elf Neuzugängen und neun Abgewanderten nicht verwunderlich. Auch wenn einer der Neuen mit Garnet Exelby ein in 412 NHL-Spielen gestählter Routinier ist, der zudem gleich zum "Co" von Neo-Captain Niki Petrik gewählt wurde. krone.at bat die beiden Cracks hinter die Bande und erfuhr beim Doppel-Interview manches über den Unterschied zwischen amerikanischem und österreichischem Hockey, das Dornbirner Problem mit der "Hex' am Stecken" und den Unterschied zwischen Bergen in Colorado und Vorarlberg.

krone.at: Niki, du spielst heuer deine dritte Saison hier in Dornbirn – wie gut kannst du als Ur-Villacher inzwischen "Vorarlbergerisch" sprechen? Hat man dir das "Kärntnerische" bereits ausgetrieben?
Niki Petrik: (grinst) Naja, das steckt auf alle Fälle noch in mir, das wird auch immer in mir drinnen sein. Aber jetzt, im dritten Jahr hier, fühl' ich mich natürlich schon sehr wohl. Wobei, das "Vorarlbergerische", also den Dialekt, den hab' ich nicht so recht angenommen, das fällt mir noch ein bisschen schwer. Aber von meinem Umfeld und den extrem freundlichen Leuten her fühlen meine Frau und ich uns extrem wohl in Dornbirn.

krone.at: Vor Saisonbeginn bist du von Mitspielern und Trainern zum neuen Captain gewählt worden: Was bedeutet es dir, die Mannschaft heuer auch "amtlich" anzuführen? Ist das "nur irgendein Titel"?
Petrik: Nein, nein! Es ist auf alle Fälle nicht nur irgendein Titel! Es ist eine große Ehre und macht mich schon extrem stolz, dass ich das Vertrauen von den Spielern und den Trainern ausgesprochen bekommen habe. Es ist aber auch eine große Verantwortung, weil wenn es nicht läuft, dann muss man natürlich auch dafür geradestehen. Aber wir haben tolle Charaktere in der Mannschaft und mehrere Leader, die mir das Ganze auch sehr leicht machen und von dem her ist es auf alle Fälle eine riesige Ehre für mich.

krone.at: Einer der Assistenz-Kapitäne ist der neue "Bulldog" Garnet Exelby. Garnet, du hast insgesamt 412 Spiele in der NHL absolviert, warst bei den Atlanta Thrashers und den Toronto Maple Leafs engagiert und warst anschließend noch vier Saisonen lang in der AHL aktiv – was führt dich jetzt nach Österreich?
Garnet Exelby: Yeah, ich glaube, ich habe vieles, wenn nicht gar alles, von dem erreicht, was ich mir in Nordamerika vorgenommen hatte – ich habe eine ganz ordentliche Anzahl von Spielen in der NHL absolviert, habe viele Jahre in der AHL verbracht und auch den Calder Cup (Anm. AHL-Titel) gewonnen. Jetzt bin ich – in meinem Alter! – noch einmal ein Rookie geworden. Ich wollte schon immer mal erfahren, wie es ist, in Europa Hockey zu spielen. Beinahe wäre ich ja schon vergangenes Jahr in Deutschland gelandet, aber praktisch in der letzten Minute habe ich noch ein Jahr in der AHL angehängt.

krone.at: Und wie kam es heuer zu dem Wechsel?
Exelby: Durch meinen Freund Graham Mink, der bis letzte Saison hier gespielt hat, und mir vieles über die Liga, die Stadt und auch das Team erzählt hat. Und ja, es hat sich so angehört als ob es passen würde.

krone.at: Und was genau hat Graham Mink über die Liga und das österreichische Hockey erzählt?
Exelby: Er meinte, dass ich mir keine Sorgen machen sollte wegen der Unterschiede zum amerikanischen Hockey. Die Spielführung durch die Referees sei zwar "anders", aber daran würde ich mich anpassen können. Das gehört eben zu neuen Erfahrungen dazu, das ist ein Lernprozess. Grundsätzlich habe schon den Eindruck, dass hier Strafen gegeben werden, die zu streng sind. Etwa wenn man nur um eine gute Position kämpft und bestraft wird, nur weil der Gegner hinfällt – Kleinigkeiten halt. In Nordamerika lassen sie dich schon um einiges härter spielen.

krone.at: Was hast du eigentlich von Österreich gewusst, bevor du hierhergekommen bist?
Exelby: Ehrlich gesagt nur ein wenig, etwa das Musical "Sound of Music"…

krone.at: Jeder Amerikaner kennt das…
Exelby: Yeah, jeder kennt das! (lacht) Das "Schnitzel" kannte ich auch schon und, dass es hier sehr grün ist und es Berge gibt.

krone.at: Solche Berge gibt's bei Atlanta und in Toronto, wo du in der NHL gespielt hast, nicht so wirklich…
Exelby: Naja, im Sommer lebe ich ja in Colorado, da gibt's schon mächtige Berge rundherum. Aber so grün wie hier ist es dort nicht. Dieses Grün macht das Ganze gleich viel schöner, ich genieße das – diese Landschaft, die ganze Gegend hier.

krone.at: Niki, du hattest inzwischen einige Wochen und mehrere Spiele, um dir ein Bild von deinem neuen Teamkollegen Garnet zu machen. Was bringt er den Bulldogs auf dem Eis?
Petrik: Auf alle Fälle viel Routine und die nötige Härte. Das sieht man im Spiel daran, dass er seine Checks komplett fertig fährt und seinen Körper einsetzt, das ist schon sehr wichtig für uns. Und ja, wie du schon gesagt hast, die vielen NHL-Spiele kommen nicht von irgendwo her – er ist ein Profi durch und durch. Man merkt das auch jeden Tag im Training, dass er Professionalität vorlebt und davon kann man einiges lernen.

krone.at: Garnet, wie würdest du jemandem deinen Spielstil beschreiben, der dich noch nie spielen gesehen hat?
Exelby: Ich bin ein physischer Spieler, sehr defensivstark und ein guter Penalty-Killer – ich arbeite hart. Ins Offensivspiel schalte ich mich nicht so ein, ich bin mehr ein "Stay at home"-Verteidiger.

krone.at: Nach deinen ersten Erfahrungen hier: Was sind die Unterschiede zwischen österreichischem und amerikanischem Hockey?
Exelby: In Nordamerika geht es auf jeden Fall deutlich körperbetonter zu, man hat weniger Platz und weniger Zeit. Hier hat man viel mehr Zeit mit dem Puck, das Hockey ist generell mehr ein Puck-Besitz-Spiel. Klar, wenn man die Scheibe einfach nur wegschlagen sollte, dann macht man das halt – aber ansonsten versucht man hier viel intensiver, den Puck auch zu behalten, weil es verdammt schwierig ist, ihn wieder zurückzukriegen.
Petrik: Das Problem ist, dass in Amerika auf alle Fälle um einiges härter gespielt wird als bei uns. Die Schiedsrichter sind es nicht so gewöhnt, wenn ein Spieler wie Garnet seine Checks eben auf die amerikanische Art ausfährt – dann schaut es für sie gleich einmal nach einem Foul aus, obwohl es meistens gar kein Foul ist. Ich hoffe, dass ihn die Schiedsrichter nach ein paar Spielen kennenlernen und merken, dass er eigentlich ein sehr fairer Spieler ist, der einfach nur hart spielt.

krone.at: Mal abgesehen von deiner Härte, Garnet: Wie steht's um deine Deutschkenntnisse?
Exelby: Ich lerne Deutsch, jeden Tag ein bisschen mehr…

krone.at: Soso! Gibst du uns ein paar Beispiele?
Exelby: Vor allem zum Thema "Essen" und "Wasser". Aber auch "Mann", "Frau", "Junge" – einfache Sachen für den Moment, klar… (lacht)

krone.at: Und wie stehst du zur lokalen Küche hier in Vorarlberg?
Exelby:(grinst) Schnitzel habe ich schon probiert, aber…"Kaaa…" ... "Kää…"…

krone.at: Käsespätzle?
Exelby: Yeah, "Käseschpätzle"! So etwas hatte ich noch nicht … Was ich gehört habe, soll das ziemlich gut sein…

krone.at: Wieder zu dir, Niki: Was kann ein realistisches Saisonziel für die Bulldogs sein? Sind die Play-offs auch ohne ein schwächelndes Topteam, wie es der KAC im Vorjahr eines war, erreichbar?
Petrik: Möglich ist alles. Wir haben heuer auch wieder eine sehr gute Mannschaft, so ist es ja nicht. Wir hatten zwar einen holprigen Start, aber es sind erst wenige Runden gespielt, von dem her kann man den Teufel noch nicht an die Wand malen. Die Saison ist lang und es kann viel passieren. Man wird mit der Zeit sehen, wo wir wirklich stehen: ob wir vorne mitspielen oder ob wir wieder in die harte Zwischenrunde müssen.

krone.at: Was man in den ersten Spielen doch deutlich sehen konnte, war euer Problem mit dem Tore-Schießen. Woran hapert's derzeit?
Petrik:(schüttelt etwas genervt den Kopf) Wir haben zwar einfach auch noch ein bisschen "die Hex' am Stecken", wie man so schön sagt, aber es fehlt derzeit re geschossen und jetzt will einfach nichts gelingen. Aber man hat zuletzt etwa gegen die Capitals auch gesehen, dass wir mit einer so tollen Mannschaft mithalten können.
Exelby: Wir kassieren zu viele Strafen und verlieren den Puck zu oft zu einfach. Da kommt man dann halt nicht oft genug aus der eigenen Hälfte raus und kann klarerweise auch nicht scoren. Und wenn wir zu Chancen kommen, dann agieren wir manchmal zu hektisch – wenn mehr Zeit wäre, um einen noch besseren Schuss anzubringen.

krone.at: Wie schwer wiegen gerade in diesem Zusammenhang die Abgänge von Luciano Aquino, der in der Vorsaison immerhin Dritter in der Topscorer-Wertung der Liga war, und Graham Mink?
Petrik: Es ist natürlich hart, wenn man zwei solche Topspieler verliert, aber das Management hat da tolle Arbeit geleistet und andere sehr gute Spieler geholt. Ja, Luciano ist jetzt Vergangenheit, er ist weg – ich wünsche ihm alles Gute in Schweden. Jetzt geht's darum, zu zeigen, dass es auch ohne ihn geht…

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(Bild: KMM)



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