Groß war die Hoffnung im Lager der US-Amerikaner vor dem Duell mit den im ersten Gruppenspiel gegen Deutschland so übel gestrauchelten Portugiesen gewesen, mit einem Sieg bereits den Einzug ins Achtelfinale der WM zu schaffen. Doch im Gegensatz dazu begannen die Schützlinge von Jürgen Klinsmann und seinem Co-Trainer Andreas Herzog relativ verhalten und stellten sich zunächst sehr tief auf. Nach zwei ersten vorsichtigen Anläufen der Portugiesen über Ronaldo (2., 4.) klingelte es bereits wenig später im Kasten von US-Goalie Tim Howard: Geoff Cameron leitete eine Hereingabe von Miguel Veloso ungeschickt zum am langen Pfosten stehenden Nani weiter, der behielt im Eins-gegen-eins gegen Howard die Nerven und netzte ein.
Portugiesen damit zufrieden, dass hinten die Null steht
Mit etwas Verspätung fanden durch diesen Treffer allerdings auch die US-Amerikaner endlich ins Spiel – ja, sie übernahmen sogar die Initiative, auch wenn sie die Portugiesen keineswegs aus dem Spiel nehmen konnten. Erste Offensivaktionen durch Jones (10.) und Dempsey (12./Freistoß, 17./zu spitzer Winkel, 21.) ließen erahnen, dass da noch etwas für die USA gehen konnte. Ronaldo und Co. machten aber auch trotz der eigentlich nur knappen Führung nicht gerade den Eindruck, mit voller Kraft zu agieren: Großartiges Pressing war nicht zu sehen. Es schien zu reichen, dass hinten die Null stand.
Weiteren durchaus nicht ungefährlichen Schüssen von Michael Bradley (23.), Fabian Johnson (31.) und Jones (35.) aufseiten der US-Amerikaner stand dennoch die größere Chance aufs 2:0 für Portugal gegenüber: Kurz vor der Pause hämmerte Nani einen Ball aus 25 Metern an die Stange, den Nachschuss von Sporting-Braga-Stürmer Eder lenkte Howard mit einer Glanzparade übers Tor.
USA übernehmen nach Ruhepause wieder Kommando
Wie bereits zu Spielbeginn begannen die US-Boys auch Hälfte zwei etwas schlafmützig und träge – mit dem initiativeren Auftreten, das die Mannen in Weiß über weite Strecken des ersten Durchgangs gezeigt hatten, waren die ersten Minuten nach Wiederanpfiff nicht zu vergleichen. Wenig überraschend kamen die Portugiesen auch gleich wieder zu Möglichkeiten, doch Ronaldo (47.) und Eder (48.) trafen in aussichtsreicher Position das Gehäuse nicht. Mit ihrer ersten Topchance übernahmen die US-Amerikaner dann aber auch bereits wieder das Kommando. Eine Hereingabe von Johnson übernahm Bradley aus sechs Metern direkt, für den bereits geschlagenen Portugal-Goalie Beto rettete Ricardo Costa aber auf der Linie (55.).
US-Boys scheinen Spiel endgültig zu drehen
Nach einer weiteren Chance von Jones (60./Schuss wurde abgeblockt) durfte Klinsmann in seiner Coaching-Zone erstmals jubeln: Nach einer Ecke klärte der Schütze des 1:0 für Portugal, Nani, direkt vor die Füße von Jones, und der hämmerte den Ball aus 25 Metern genau ins rechte Eck – Beto im Gehäuse war ohne Chance (64.)! Und in Minute 81 drehten die US-Boys das Spiel vermeintlich endgültig: Nach einer Flanke des eingewechselten DeAndre Yedlin konnte Bruno Alves nur kurz klären – Graham Zusi kam am Fünfer an den Ball, spielte halb hoch zur Mitte, und dort drückte Dempsey das Spielgerät mit dem Bauch über die Linie.
Als das vorzeitige WM-Aus für Portugal und der fixe Achtelfinal-Einzug für die USA bereits besiegelt schienen, schlug allerdings die Stunde des eingewechselten Varela: Eine scharfe Flanke von Ronaldo versenkte der Porto-Stürmer wuchtig mit dem Kopf im Tor der US-Amerikaner (95.).
Droht nun zweites Gijon?
Pikant: Durch dieses Last-Minute-Tor könnten sich Deutschland und die USA am kommenden Donnerstag am letzten Spieltag der Gruppe G den Aufstieg ins Achtelfinale mit einer Art Nichtangriffspakt gegenseitig zuschanzen. 1982 war es bei der WM in Spanien zur praktisch selben Situation gekommen, als Österreich und Deutschland vor dem letzten Gruppenspiel der Vorrunde genau wussten, mit welchem Ergebnis beide Teams weitkommen würden. Und genau so ein Ergebnis gab es dann auch – und Algerien schaute durch die Finger...
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