Gegen die Nazis

Die vergessenen Helden des steirischen Widerstands

Steiermark
25.12.2025 11:00

Das neue Buch von Historiker Heimo Halbrainer widmet sich 20 mutigen Steirerinnen und Steirern, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten und danach oft vergessen wurden

Geschwister Scholl und ihre Gruppe „Die weiße Rose“ aus München kennt man, auch den deutschen Offizier Graf Stauffenberg. Sie sind die Gesichter des Widerstands gegen das NS-Regime. „Auch in der Steiermark gab es zahlreiche Kämpferinnen und Kämpfer gegen den Nationalsozialismus“, betont Zeithistoriker Heimo Halbrainer, „aber ihre Taten sind kaum bekannt.“ 20 von ihnen widmet er sein jüngstes Buch „Frieda, Sepp, Lisl, Franz und all die anderen“, das ihre Lebenswege und Aktivitäten dokumentiert.

Kaum einer verbindet mit dem steirischen KPÖ-Politiker Franz Leitner beachtliche Taten gegen die Unmenschlichkeit. Aus politischen Gründen wurde er Anfang 1945 ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dort rettete er Hunderten Kindern das Leben. 1999 wurde er dafür mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

Ein zentraler Ort des Widerstands war Leoben, wo sich die Kommunisten in mehreren Zellen formierten und als Mitglieder der Österreichischen Freiheitsfront (ÖFF) Kontakte zu den slowenischen Partisanen aufbauten. Herausragend ist das Ehepaar Mathilde und Karl Auferbauer, die nicht nur antifaschistische Propaganda verbreiteten, sondern auch Widerstandskämpfer in den Bergen mit Nahrung, Ausrüstung und Informationen versorgten.

Mathilde Auferbauer war eine der Widerstandskämpfer, die Heimo Halbrainer porträtiert.
Mathilde Auferbauer war eine der Widerstandskämpfer, die Heimo Halbrainer porträtiert.(Bild: Clio Verlag)

Als dieses Netzwerk aufflog, wurde auch Mathilde Auferbauer verhaftet und in der Gestapozentrale in Graz schwer misshandelt und schließlich mit Lähmungen in den Beinen ins KZ Ravensbrück überstellt – gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der ÖFF wie Christl Berger, Maria Ehmann, Maria Filz und anderen. Dort trafen sie auf die Leobnerin Anna Čadia, die schon seit 1940 hier untergebracht war. Ein von ihr initiierter illegaler Lagerwiderstand rettete Auferbauer mehrfach das Leben und sorgte schließlich dafür, dass sie auf einem ausverhandelten Transport nach Schweden gebracht wurde. Erst 1946 kehrte sie nach Leoben zu ihrem Mann zurück – und war bitter enttäuscht über den Umgang mit Widerstandskämpfern im Nachkriegsösterreich.

Bekannter ist der Prenninger Kreis, zu dem neben den Feuerlöscher-Schwestern, in deren Landhaus in Prenning die Treffen der Gruppe stattfanden, auch die Architekten Herbert Eichholzer und Margarete Schütte-Lihotzky gehörten. Beide schlossen sich der kommunistischen Widerstandsbewegung an, Eichholzer, der aus dem sicheren Exil in der Türkei nach Österreich zurückkehrte, um die hiesigen Widerstandsgruppen mit dem Ausland zu vernetzen, wurde von den Nazis 1943 hingerichtet. So wie auch der erst 23-jährige Dichter Richard Zach.

Was auffällt, ist, dass der Widerstand in der Steiermark hauptsächlich von den Kommunisten ausging. Weniger als 10 Prozent trugen bürgerliche, katholische und sozialistische Gruppierungen dazu bei. Vielleicht mit ein Grund, warum so wenig über das Wirken der steirischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer bekannt ist. Zumindest das Schicksal von 20 von ihnen kann man nun nachlesen.

Heimo Halbrainer: „Frieda, Sepp, Liesl, Franz und all die anderen“, 
Clio Verlag, 368 Seiten, 25 Euro.

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