Persönlich geschrieben

Im Zweifel auf Krawall gebürstet

Salzburg
21.12.2025 06:00

Karoline Edtstadler macht es einem nicht leicht. Das sei auch nicht ihr Job, könnten darauf jene Leute sagen, die zu allem etwas sagen. Abgesehen davon mache sie es sich selber oft auch alles andere als einfach.

Es ist eine Gratwanderung für Journalisten, Verständnis für die Seelenzustände von Politikern zu zeigen. Rasch setzt man sich da der Gefahr aus, in einen Strudel der Verdächtigungen zu geraten. Sei’s drum. Im Handumdrehen kommen andere Tage.

Also fangen wir an.

Manchmal hat man bei Karoline Edtstadler den Eindruck, eigentlich wäre sie gerne immer nur freundlich. Sie lacht gerne. Und laut.

 Dann jedoch, es kann eine Randbemerkung sein, geht ihr irgendetwas gegen den Strich und mit ihr gehen die Pferde durch. Und mir nix, dir nix, wird aus einem eben noch harmlosen Geplänkel ein Mordstrumm Krach.

Damit hat sich Karoline Edtstadler schon in ihrer Wiener Zeit nicht nur Freunde fürs Leben gemacht. Ordentlich gescheppert habe es zwischen ihr und einem ehemaligen Kanzler samt oder besonders dessen Frau. Einer von vielen Konflikten mit noch ganz anderen, deutlich größeren Kalibern im politischen Zirkus in Wien, Brüssel und anderswo.

Auch wenn sie es immer wieder mit Harmonie versucht. Im Zweifel ist Edtstadler auf Krawall gebürstet.

Karoline Edtstadler hat auf ihrem Lieblingsplatz im Büro kein Landschaftsgemälde in Öl. Oder ein ...
Karoline Edtstadler hat auf ihrem Lieblingsplatz im Büro kein Landschaftsgemälde in Öl. Oder ein Stillleben mit Dackel und Fasan. Auch kein Bild mit Heiligen. Edtstadler wählte ein selbstbewusstes Bild der Wiener Künstlerin Elke Krystufek.(Bild: Andreas Tröster)

In Salzburg sind ein paar von den gestern noch ganz Wichtigen bereits auf ihr angemessenes Maß zurechtgestutzt worden. Man kennt ja an allen Orten und in allen Branchen diesen Typ, der bei jedem Treffen und bei jedem Festl seine Flüsterreden hinter dem Rücken der anderen schwingt und nicht verstehen will, dass er seine Götterdämmerung verpasst hat. Der eine oder andere von solchermaßen Abgetretenen und im gnädigen Nebel der Erinnerung allmählich Verschwindenden dachte oder hoffte, er könnte längst nach dem Zenit noch einmal etwas werden.

Da geht es keineswegs ausschließlich um die viel zitierten alten weißen Männer. Auch Frauen, ohne die früher im Land tatsächlich oder vermeintlich nichts gegangen ist, haben den mitunter recht rauen Wind der Veränderung schon zu spüren bekommen.

Es ist ein unablässiger Durchzug des Windes, der seit jeher und immer wieder die Mächtigen vom Thron verweht. Niemand bleibt verschont. Es mag schwierig sein, wenn äußere Rollen, Ansehen, Titel, Spesenkonto, Chauffeur und Dienstwagen wegfallen, wenn man auf die eigene Persönlichkeit zurückgeworfen wird. „In jedem Menschen steckt ein zurückgetretener König“, beschreibt Arno Geiger in seinem Roman „Reise nach Laredo“ am Beispiel des alternden Habsburger-Kaisers Karl V. die Melancholie beim Erkennen des Endes der eigenen Bedeutung.

Ähnlich wie in den alten Geschichten plötzlich frische Kräfte walten, ist im Salzburg der Gegenwart Karoline Edtstadler aufgetaucht und zieht ihr Ding durch.

Wenn man zwischen dem Kaffeehaus am Salzachufer, der Hofstallgasse und der Merianstraße genau zuhört, wie und was da geredet wird, muss Edtstadler offenbar die Spielchen einiger ewiger Strippenzieher durchkreuzt haben.

Edtstadler will nicht das brave Mäderl aus Salzburg sein, das artig die Wünsche jener erfüllt, deren Wünsche immer schon erfüllt worden sind. Das erledigen andere in ihrer ziemlich angeschlagenen Bundespartei lieber.

Edtstadler hört auch nicht auf die allzeit allwissenden Muppets, deren Ratschläge mehr von Eigen- als von Gemeinnutz gespeist sind.

Karoline Edtstadler hat die Kampfzone ausgeweitet. Es gibt die FPÖ. Es gibt die SPÖ. Und vor allem gibt es Edtstadlers eigene Partei. Und wenn auch keiner seriös sagen kann, wer da siegreich hervorgehen wird, ist eines klar: Unverletzt kommt da keiner raus.

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