Ein aktueller OECD-Bericht hat Österreichs Gesundheitssystem ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Qualität der Versorgung sei zwar gut, Patientinnen und Patienten müssten aber lange auf Termine warten und vieles privat bezahlen. Die OECD sieht Anlass zur Sorge wegen einer Zwei-Klassen-Medizin.
Aus dem Bericht „Country Health Profile Austria 2025“ geht hervor, dass Österreich mit 4901 Euro (Stand 2023) die zweithöchsten Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in der EU hat. Allerdings werden nur 76,7 Prozent von der öffentlichen Hand getragen, während es unionsweit 80 Prozent sind. Auf private Zusatzversicherungen entfallen sieben Prozent der Ausgaben. Laut der OECD haben Patientinnen und Patienten oft die Wahl zwischen langen Wartezeiten oder höheren Eigenkosten, um beispielsweise schneller bei einer Wahlärztin oder einem Wahlarzt behandelt zu werden.
Laut dem Bericht stagniert die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die Verträge mit den Krankenkassen haben. Gleichzeitig hat Österreich seit 2004 um 51 Prozent mehr Wahlärztinnen und Wahlärzte. Die Folgen seien überdurchschnittlich lange Wartezeiten, die verstärkte Inanspruchnahme von Wahlärztinnen und Wahlärzten sowie ein Anstieg an Eigenleistungen, heißt es. „Für viele Menschen erschwert dies den Zugang zu medizinischer Versorgung und bringt erhebliche finanzielle Unsicherheiten mit sich“, schrieben die Autorinnen und Autoren.
Österreichs Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) wertete den Bericht als Befund über den Zustand des Gesundheitssystems, wie es die Regierung im März übernommen hat. „Wir übernehmen Verantwortung und gehen entschlossen gegen diese Fehlentwicklungen vor“, kündigte die Ministerin an. „(...) Wir gehen jetzt die ersten Schritte, um die Zwei-Klassen-Medizin zurückzudrängen: mit gezielter Digitalisierung, die Versorgung besser planbar macht – und mit einem Ausbau der Prävention, etwa durch ein öffentlich finanziertes Impfprogramm (...)“, ergänzte Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).
Wir gehen jetzt die ersten Schritte, um die Zwei-Klassen-Medizin zurückzudrängen.
Gesundheitsministerin Korinna Schumann
Das plant die Regierung
Die Politikerinnen kündigten unter anderem an, dass in Primärversorgung und regionale Versorgungszentren investiert werde und dass ambulante Angebote ausgebaut würden. Arbeitsgruppen würden sich bereits mit Notfallversorgung, Digitalisierung, Berufsbildern und dem Verhältnis von öffentlichem und privatem Sektor befassen. Die Ergebnisse würden ab dem zweiten Quartal 2026 umgesetzt werden. „Wir überprüfen, wo private Angebote eine sinnvolle Ergänzung sind und wo sie die Solidarität im öffentlichen System gefährden. Klar ist, die öffentlichen Angebote müssen die zentrale Rolle übernehmen, damit alle Menschen gleichberechtigten Zugang zur Versorgung haben“, sagte Schumann.
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