Jahrelange Haft

Okkult-Betrüger dürfen „Millionenbeute“ behalten

Gericht
10.12.2025 14:03

Eine unfassbare Summe von 1,7 Millionen Euro nahmen zwei selbst ernannte Schamaninnen ihren Opfern für Reinigungen und Rituale ab – das ist zumindest der nachgewiesene Schaden. Sichergestellt wurde aber ein Vermögen von 10 Millionen Euro. Zwar fassen alle drei Okkult-Betrüger im Wiener Landl eine Haftstrafe aus, den Großteil des Geldes dürfen sie aber behalten. Nicht rechtskräftig.

Sie könnten Krebs heilen; Unfälle verhindern; verhextes Geld reinigen und Dämonen austreiben – das versprachen die zwei selbst ernannten Schamaninnen „Amela“ und „Anna“ ihren Opfern. Und nahmen ihnen dann beachtliche Summen Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände ab. 1,7 Millionen Euro beträgt der nachgewiesene Schaden bei 19 Opfern seit dem Jahr 2015. Die WKStA vermutet mehr.

Tausende Euro für Rituale
Auf der Anklagebank im Wiener Landl sitzt „Anna“ – zwar mit zwei Beitragstätern – aber alleine. Denn „Amela“, mit echtem Namen Mariana M., ist flüchtig. Die Vertreterin der WKStA erklärt: „Sie haben mit der Flüchtigen über Jahre hin ein regelrechtes Geschäftsmodell aufgebaut. Durch geschickte Gesprächsführung gelang es den Täterinnen schnell ein Vertrauensverhältnis zu den Opfern aufzubauen.“ Man führte dann „Rituale“ durch, mit beispielsweise einem roten Faden oder einem präparierten Hühnerei. „Wenn sie merkten, dass die Opfer kein Geld mehr hatten, brachen sie den Kontakt ab“, so die Staatsanwältin. 

Die flüchtige Mariana M. alias „Amela“ und ein kleiner Teil der Beute.
Die flüchtige Mariana M. alias „Amela“ und ein kleiner Teil der Beute.(Bild: lpd nö)

An der Spitze des Familienclans: Mariana M. Vor Gericht sitzen jetzt ihre Schwiegertochter „Anna“, ihr Ex-Mann und ihr 29-jähriger Sohn. In dessen Haus fanden Ermittler bei der zweiten Durchsuchung ein beachtliches Vermögen – in einem kuriosen Versteck. Unter Stofftieren verdeckt befand sich eine Falltüre, die zu einem zubetonierten Pool führte – und einem Tresor, in dem die Okkult-Betrüger ihre Beute horteten. 

10-Millionen-Vermögen weg?
Und genau um die wird im Wiener Landl ordentlich gestritten. Denn zum schweren gewerbsmäßigen Betrug bekennen sich alle drei schuldig, nicht aber zur kriminellen Vereinigung. Das würde nämlich bedeuten, dass sämtliche sichergestellten Vermögenswerte für verfallen erklärt werden können. Und diese sind beachtlich: 6,4 Millionen Euro Bargeld. 2 Millionen Euro an Schmuck. Autos im Wert von 300.000 Euro und eine Million Euro auf Konten. Das macht knapp 10 Millionen Euro. 

Von links nach rechts: Verteidiger Alexander Prenner, Michael Babic, Philipp Wolm und Nikolaus ...
Von links nach rechts: Verteidiger Alexander Prenner, Michael Babic, Philipp Wolm und Nikolaus Rast.(Bild: Zwefo)

Die Verteidiger Philipp Wolm, Nikolaus Rast und Alexander Prenner beteuern jedoch, dass dieses Geld nicht ausschließlich aus Okkult-Betrügerein kommt. „Es gibt viele Nachweise, dass diese Familie vermögend ist“, so Anwalt Prenner. Besonders sein 47-jähriger Mandant verdiene beachtliche Summen mit Immobiliengeschäften. Dann hätte es da noch Erbschaften gegeben und Schenkungen. Die nachgewiesene Schadenssumme von 1,7 Millionen würden die drei Österreicher freilich wiedergutmachen. Das restliche Vermögen wollen sie jedoch behalten.

Gefängnisstrafe für Jung-Schamanin
Sonst zeigen sich die dreifach vorbestrafte „Anna“ und die zwei Männer vor dem Schöffensenat schweigsam, geben lediglich ein „teilschuldig“ von sich. Das glaubt ihnen der Schöffensenat nicht und verurteilt sie anklagekonform auch wegen krimineller Vereinigung. Die 29-Jährige fasst vier Jahre Gefängnis aus. Die zwei männlichen Beitragstäter drei Jahre – davon nur eines fest – das haben sie schon fast in U-Haft abgesessen. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Und die 10 Millionen? Davon werden dem Familienclan sechs Millionen Euro wieder ausgezahlt. Denn, dass diese aus kriminellen Machenschaften wie Betrügereien stammen, konnte nicht nachgewiesen werden.

Parallele zu deutschem Fall
Auch in Deutschland gibt es einen ähnlich gelagerten Fall – bei dem die dortigen Ermittler einen Zusammenhang mit dem Familienclan von Mariana M. vermuten. Ceca M. soll ein geistig beeinträchtigtes Opfer dazu gebracht haben, ihr mehr als 300.000 Euro zu übergeben, indem sie den Mann davon überzeugte, dass ein Fluch auf seinem Erbe laste. Dieses müsse einer Reinigung unterzogen werden. Die heimischen Behörden haben für einen Zusammenhang aber keine Anhaltspunkte.

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