Wirbel um Geheimfotos

Spionage vor ISS-Flug? Russe darf doch nicht mit

Ausland
04.12.2025 13:00

Ein eigentlich routinierter Trainingseinsatz in Kalifornien sorgt nun international für Aufsehen: Ein russischer Kosmonaut soll bei SpaceX vertrauliche Unterlagen fotografiert haben – und wurde prompt von einer kommenden ISS-Mission abgezogen. Während Moskau den Austausch offiziell mit einem „Jobwechsel“ begründet, berichten russische Medien von einer internen Untersuchung.

Laut Berichten des Investigativportals „The Insider“ wurde der erfahrene Kosmonaut Oleg Artemjew aus der Crew-12-Mission entfernt, nachdem er während eines Trainings im SpaceX-Zentrum in Hawthorne angeblich verbotene Bilder von Triebwerken und anderen sensiblen Dokumenten aufgenommen haben soll. Demnach habe er sein Mobiltelefon genutzt und versucht, die Aufnahmen vom Gelände mitzunehmen.

Fotos offenbar kein Versehen
Der Raumfahrtanalyst Georgi Trischkin erklärte gegenüber „The Insider“, dass mehrere Quellen die Einleitung einer behördenübergreifenden Untersuchung bestätigt hätten. Ein russischer Raumfahrt-Telegramkanal habe die Vorwürfe zusätzlich unabhängig bestätigt. Trischkin äußerte Zweifel an einem Versehen: „Es ist schwer vorstellbar, dass ein so erfahrener Kosmonaut einen derart schwerwiegenden Fehler versehentlich macht.“

Die Technologie bei SpaceX gilt als wegweisend – wollte der Kosmonaut daher Industriespionage begehen?

Ersatzmann steht schon fest
Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos gab am Dienstag bekannt, dass Artemjew durch Andrei Fedjajew ersetzt werde. Eine Begründung für die Mission bezog sich lediglich auf Artemjews „Versetzung auf eine andere Stelle“. Auf die Berichte über Ermittlungen ging die Behörde nicht ein.

Artemjew, 54, ist ein Veteran der Raumfahrt: 560 Tage im All, drei absolvierte Missionen, seit 2019 zudem Abgeordneter im Moskauer Stadtparlament. Sein Nachfolger Fedjajew, 43, flog 2023 mit Crew-6 zur Internationalen Raumstation und verbrachte dort 186 Tage. Der Start von Crew-12 ist frühestens für 15. Februar 2026 geplant. NASA und SpaceX äußerten sich bislang weder zu der Ablösung noch zu den Vorwürfen.

Angespannte Zusammenarbeit
Der Fall spielt sich vor dem Hintergrund eines brüchig gewordenen, aber weiterhin funktionierenden Raumfahrt-Kooperationsprogramms ab. Trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine 2022 blieb die Zusammenarbeit auf der ISS bestehen. NASA und Roskosmos verlängerten im Juli ihre Kooperation bis 2028, die gemeinsame Planung zur kontrollierten Deorbitierung läuft bis 2030.

Dennoch steht das russische Raumfahrtprogramm seit Kriegsbeginn zunehmend in der Kritik. Unter dem früheren Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin verschärfte sich der Ton: Er drohte 2022 mehrfach, die ISS-Kooperation zu beenden, und spekulierte über ein unkontrolliertes Abstürzen der Station ohne russische Unterstützung. Die NASA spielte diese Drohungen herunter und lobte die professionelle Zusammenarbeit mit den übrigen russischen Teams.

Unmittelbar in Krieg auf Ukraine involviert
Auch die aktive Raumfahrtbehörde ist vom Krieg betroffen. Roskosmos startete 2023 eine Rekrutierungskampagne für das „Uran-Bataillon“, eine Freiwilligeneinheit im Ukrainekrieg. 2024 erklärte Behördenchef Juri Borissow, dass über 1000 Mitarbeitende der Raumfahrtindustrie in irgendeiner Form am Krieg beteiligt seien. Zudem unterstützten russische Satelliten die Streitkräfte mit Echtzeitaufklärung.

Der Krieg führte auch zu massiven Brüchen in der globalen Raumfahrtkooperation. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) setzte im März 2022 die Zusammenarbeit mit Roskosmos bei der ExoMars-Mission aus. Das britische Satellitenunternehmen OneWeb kündigte die Kooperation mit Russland und wechselte zu Alternativanbietern.

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