Ernüchternd stellen sich die Veränderungen durch Erwärmung für die gesamte Region Neusiedlersee dar. Eine Wasserzuleitung scheint unvermeidlich, ist aber sehr aufwendig und wird viel kosten.
Trüb bleibt die Zukunft des Neusiedlersees. Anlässlich einer Podiumsdiskussion der Initiative für Demokratie (IFD) präsentierte der BOKU-Klima-Experte Josef Eitzinger einen Überblick über die Wasser- und Klimasituation in der Region Neusiedlersee. Klimatische Verschiebungen werden demnach künftig zu einem Klima wie in Bologna oder der Lombardei führen. Dies wirke sich einerseits auf den Wasserstand des Neusiedler Sees, aber auch auf die Landwirtschaft aus.
Alle zehn Jahre Beinahe-Austrocknung
Er errechnete Szenarien für den See, die einen Ausblick auf die nächsten 60 Jahre geben. Eitzinger erklärte: „Mehr Trockenperioden im Frühjahr führen zu stärkerer Verdunstung. Derzeit beträgt sie schon 20 Prozent - 1991 bis 2004 waren es noch 10 Prozent. Bei der Temperatur steuern wir auf eine Erhöhung von 3 Grad Celsius zu. Ich erwarte dadurch, dass es beim See alle zehn Jahre zu einer Beinahe-Austrocknung kommen wird.“
Diese Aussicht erschreckte naturgemäß Vertreter aus der gesamten Region. Nicht nur für Patrik Hierner,Tourismuschef des Nordburgenlandes, ist ein Austrocknen des Sees schlichtweg keine Option: „Als landschaftliche wie auch ökologische Besonderheit steht der See als Klammer über allen touristischen Aktivitäten der Region. Er gilt als bekannteste Marke des Burgenlandes.“ Lia Karner, Geschäftsführerin des Vereines Welterbe Neusiedler See, sieht den Welterbestatus als wichtigen Schutzmechanismus, „weil der See eines der 13 Attribute“ dafür sei.
Landesregierung setzt auf diverse Maßnahmen
Das Büro des zuständigen Landesrates Heinrich Dorner informiert unermüdlich über Maßnahmen dagegen: „Die Entschlammung des Gewässers sowie die Instandsetzung und Pflege der Schilfkanäle stehen 2025 und 2026 im Mittelpunkt. Insgesamt sind Tätigkeiten an über 30 Standorten geplant.“ Im Seewinkel habe man 15 provisorische Wehranlagen errichtet und acht alte saniert, um das Grundwasser zu halten. Für die Rettung der Salzlacken gäbe es eine 12-Millionen-Euro-Förderzusage für das Projekt „Pannonic Salt“.
Ein zentrales Projekt der kommenden Jahre sei der Bau einer Wasserzuleitung zum See. Es gibt eine gemeinsame Erklärung von Burgenland, Niederösterreich und dem Landwirtschaftsministerium, die als erstes überregionales Projekt „die Zuleitung von Donauwasser in die Ostregion in Niederösterreich südlich der Donau und in das nördliche Burgenland im Rahmen einer Machbarkeitsstudie“ plant.
Donau-Projekt wird teuer
Christian Sailer von der Task Force Neusiedler See merkte dazu an: „Das Donauprojekt sind nicht einfach Rohrleitungen, mit denen man das Wasser hebt – man muss auch die Kosten ,derheben´.“ Dies bedürfe einer Umweltverträglichkeitsprüfung, schließlich müsse man eine lange Leitung durch den Schutzgürtel bauen.
Die höheren Temperaturen werden sich auch auf die Landwirtschaft auswirken, so Experte Eitzinger: „Wir werden eine 6 bis 8 Tage längere Vegetationsperiode haben und das bringt mehr Wasserverbrauch.“ Die bisherige Bewässerung tagsüber verschwende zudem 30 Prozent des versprühten Wassers. Effiziente Tröpfchensysteme, wie sie etwa in Kalifornien im Einsatz sind, seien angeraten. Dazu Windschutz-Hecken, möglicherweise die Umstellung von Fruchtfolgen sowie andere Pflanzen. Der Wein werde früher Lesereife erreichen.
Da Starkregenereignisse die Abtragung des fruchtbaren Bodens beschleunigen, der sich noch dazu nicht schnell genug nachbilden kann, werde generell „weniger Grünland für den Ackerbau verfügbar sein“. Christian Sailer (Task Force Neusiedler See) trat in diesem Zusammenhang für Wasserentnahmeverbote und „Brunnenmonitoring“ zur Überprüfung ein.
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