Den „Herbst des öffentlichen Verkehrs“ sieht Holding-Graz-Chef Wolfgang Malik angebrochen. Vor den 130 Kilometern Koralmbahn, die Mitte Dezember eröffnet werden, waren am Freitag 1,2 Kilometer Neutorlinie in Graz an der Reihe. Die Jungfernfahrt zeigte neue Perspektiven – und letzten Optimierungsbedarf.
„Fly Me to the Moon“ – die Big Band Graz lässt zur Feier des Tages bei eisigen Temperaturen am Radetzkyspitz den Jazz-Klassiker ertönen, bevor eine Variobahn auf Sonder-Tour vom Jakominiplatz einfährt. Bis zum Mond führt die Reise nicht, dennoch ist es ein sprichwörtlich riesiger Sprung für den öffentlichen Verkehr in der Landeshauptstadt.
Ab Samstag entlastet nun im regulären Betrieb der neue Schienenstrang das an der Belastungsgrenze angelangte Straßenbahnnetz in der Innenstadt. Die Linien 16 und 17 fahren vom Jakominiplatz zu den Haltestellen Andreas-Hofer-Platz / Joanneumsviertel und Bad zur Sonne / Stadtbibliothek bis zur Annenstraße und weiter auf der herkömmliche Route zum Hauptbahnhof. Eigentlich tingeln sie mehr, als sie fahren, denn die 1,2 Kilometer lange Neubaustrecke ist gespickt mit stolzen zehn Ampeln.
An Ampelschaltung wird noch getüftelt
Das müsse sich noch einspielen, sagt Straßenbahner Hannes Siegl, dem die Ehre zuteilwurde, die Festgäste am Freitag durch die bisher nicht vom Bim-Netz erschlossenen Innenstadt-Viertel zu chauffieren. Das Zusammenspiel zwischen Fahrplan und Ampelschaltung könne nur im laufenden Betrieb perfektioniert werden, die wenigen Testfahrten vor der Eröffnung – zumal ohne Fahrgäste – haben noch nicht genug Erfahrungswerte ausgespuckt.
Zumindest eine Erkenntnis hat Siegl bereits gewonnen: Als er sich bei einer Testfahrt in den Annenstraße hinter eine reguläre Garnitur einreihte und nach rechts in die neue Strecke einbog, kam er am Jakominiplatz exakt hinter besagter Straßenbahn wieder heraus.
Alte gegen neue Route: (Noch) unentschieden
Beide Routen fahren je zwei Haltestellen an, Ergebnis somit: unentschieden. Allerdings, erklärt Siegl, dürfe er auf der Neutorlinie großteils mit bis zu 50 km/h unterwegs sein, während die Murgasse mit ihrem 15-km/h-Limit und die häufig vom „Fußvolk“ überlastete Herrengasse den Weg über den Hauptplatz stark einbremsen. Wenn sich das mit den Ampeln eingependelt hat, dürfte die Neutorlinie also die Nase vorn haben.
Vorbei geht‘s an Passanten, die sich erst an den Anblick des neuen Verkehrsmittels gewöhnen müssen. Viele bleiben stehen, machen Fotos und Videos, manche winken. Die Belegschaft des Gösser Bräu hat vor dem Lokal Aufstellung genommen und prostet uns zu. Kein Zufall: „Ab sofort mit der Bim vor die Tür“, steht auf dem Wagen, der die Jungfernfahrt absolviert. Die komplette Garnitur macht in der Außengestaltung Appetit auf einen Besuch in den Grossauer-Betrieben.
Eröffnungsprogramm am ersten Adventwochenende
Beim Festakt am Freitag herrschte jedenfalls großer Bahnhof, Gäste aus Stadt, Land und Bund stiegen zu und sahen einen Meilenstein im Grazer Innenstadt-Verkehr erreicht. Ab Samstag, pünktlich zum ersten Advent-Wochenende, stehen die neuen Linien dann dem breiten Publikum zur Verfügung. Am Eröffnungstag gilt freie Fahrt in der Zone 101, an den neuen Haltestellen sind Feststände aufgebaut.

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