Nach jahrzehntelangen Diskussionen bekommt Graz am Samstag eine neue Straßenbahn-Strecke in der Innenstadt. Was Sie über die Neutorlinie wissen müssen – und welche Tücken im Nahverkehr der Landeshauptstadt weiter lauern.
Wer dieser Tage mit den Öffis unterwegs ist, wird im Minutentakt damit konfrontiert: Am Samstag bricht ein neues Zeitalter im Straßenbahnverkehr in Graz an. Das Neutorviertel links der Mur sowie Belgier- und Vorbeckgasse in Gries sind ab dann per Bim erreichbar. Mehr als drei Jahrzehnte wurde über die sogenannte Innenstadtentflechtung diskutiert, ehe im März 2023 der Startschuss für die 1,2 Kilometer lange Strecke fiel. 38 Millionen Euro hat das Projekt insgesamt gekostet, je ein Drittel brachten Bund, Land und Stadt auf.
Tausend Tonnen Tragkraft für neue Tegetthoffbrücke
Für die Anbindung der beiden neuen Haltestellen Andreas-Hofer-Platz / Joanneumsviertel und Bad zur Sonne / Stadtbibliothek wurden unter anderem 12.800 Kubikmeter Beton verbaut, 7000 Quadratmeter Granitsteinpflaster und 54 Kilometer Leerrohre verlegt. Herzstück ist die Tegetthoffbrücke, die zwar nicht neu gebaut, aber aufwendig ertüchtigt wurde, damit die Bim-Garnituren sicher über die Mur gleiten können. Die Brücke ist nun 1,25 Meter breiter und hat knapp tausend Tonnen Tragkraft.
Sinn der Übung: die Entlastung des längst an der Kapazitätsgrenze angekommenen Schienenstrangs über Herrengasse, Hauptplatz, Murgasse und Südtiroler Platz. Ob gleichzeitig die neu erschlossenen Viertel beidseits der Mur aufblühen, wie vielfach in Aussicht gestellt, bleibt abzuwarten.
Ein „Krone“-Lokalaugenschein unter Geschäftsleuten und Passanten in der Bauphase hat viel Skepsis ans Licht gebracht, vor allem die stark reduzierten Parkplätze stießen nicht bei allen auf Gegenliebe. Eine Aufwertung könnte die Gegend kommendes Jahr erleben, sollte das Universalmuseum Joanneum das historische Portal in der Neutorgasse wieder fürs Publikum öffnen. Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Busbahnhof erst nach Umbau voll angebunden
Durchatmen ist zumindest am linken Murufer noch nicht angesagt, denn wenige Tage vor Inbetriebnahme der neuen Linien wurde die x-te Neugestaltung des Andreas-Hofer-Platzes in Angriff genommen. Für 20 regionale Buslinien und 2700 Fahrgäste täglich werden bis zum Sommer insgesamt sieben neue Bussteige errichtet. 2,3 Millionen Euro sind budgetiert, sie kommen je zur Hälfte von Land und Stadt.
Am Ende soll die in die Jahre gekommene Problemzone „zukunftsfit“ sein, wie Landesrätin Claudia Holzer (FPÖ) sagt. Die grüne Vizebürgermeisterin Judith Schwentner verspricht Barrierefreiheit, mehr Komfort und eine bessere Aufenthaltsqualität. Während der rund halbjährigen Bauzeit wird die Suche nach der richtigen Ersatzhaltestelle für Regio- und Expressbusse freilich zum Spießrutenlauf.
Das neue Grazer Straßenbahn-Einmaleins
Und auch die Benutzung der neuen Straßenbahnlinien ist nicht ganz frei von Tücken: Die Linie 17 steht durchgehend am Fahrplan und wechselt sich mit dem 7er ab – allerdings nur, wenn dieser auch fährt, also Montag bis Freitag von 5 Uhr bis ca. 20 Uhr. Abends und am Wochenende kommt man mit der Linie 16 zu den beiden neuen Haltestellen – wenn wiederum deren „Schwesternlinie“ 6 nicht fährt. Deren Betriebszeiten sind nun Montag bis Freitag von 4.30 Uhr bis 19.30 Uhr.
Der nächste Netzausbau läuft seit Kurzem im Grazer Nordosten: Hier wird die Linie 1 nach Mariatrost auf 900 Metern zweigleisig. Rund 20 Millionen Euro kosten die bis März 2028 veranschlagten Maßnahmen, die Auswirkungen auf den Verkehr rund um den Hilmteich sind massiv.

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