Live in Salzburg

Danko Jones: „Ich bin mit meiner Karriere okay“

Musik
23.11.2025 06:00

Seit knapp 30 Jahren kennen die Kanadier von Danko Jones im Rock‘n‘Roll-Business nur eine Richtung: mit Vollgas geradeaus. Anhand ihres zwölften Studioalbums „Leo Rising“ besuchen sie das Salzburger Rockhouse und erzählten uns im Interview von der Essenz der Rockmusik und warum auch eine Karriere abseits der größten Hallen ein Riesenerfolg ist.

kmm

Bei der förmlich schreienden Omnipräsenz des Bandnamens Danko Jones vergisst man gelegentlich, dass nicht nur der eigentlich Rishi James Ganjoo heißende Frontfrau dahintersteckt, sondern eine insgesamt dreiköpfige Band, die seit mittlerweile fast exakt 30 Jahren durchaus erfolgreich den AC/DC-Kurs fährt – soll heißen: Es gibt mit Punk veredelten Hard Rock mit leichten Groove-Metal-Riffs auf die Birne und von dort wird selten bis nie ausgeschert. „Leo Rising“ ist das zwölfte Studioalbum in 23 Jahren und hat einmal mehr so gut wie überhaupt keine neuen Ingredienzien, was aber nicht negativ ausgelegt werden sollte. Danko Jones bewegen sich zwischen KISS („Diamond In The Rough“), The Hives („What You Need“), den genannten Australiern und auch den Ramones und machen dabei vor allem eines – enorm Spaß. Während sich andere Künstler in Interviews gerne darüber ergießen, wie die neu eingeschlagene Richtung die Welt verändern wird, zeigt sich Ganjoo dahingehend völlig tiefenentspannt und realistisch.

Ideen ohne Ende
„Die Leute, die uns hören, vertrauen darauf, dass das neue Album klingt wie das letzte“, lacht er, „wir sind keine Band, die jemals zehn Millionen Alben von einem Exemplar verkauft hat und in allen Ländern Platinauszeichnungen abräumt. Wir stellen die Regler auf Zwölf, bringen uns in Position und rocken uns die Seele aus dem Leib.“ Nach diesem Prinzip rauschen Danko Jones Songideen nur so aus dem Ärmel. „Als wir beim Nova Rock waren, hatte ich im Hotelzimmer Ideen für zwei Songs, ich bin die ganze Zeit von allen möglichen Dingen inspiriert. Ich liebe es, wenn Ideen zu Songs werden und diese Songs im Studio zum Leben erwachen. Wir hatten fünf Jahre Zeit, bis wir unser Debütalbum veröffentlichten, danach kam quasi alle zwei Jahre eine neue Platte raus. Für mich ist das überhaupt kein Problem, es würde wahrscheinlich noch schneller gehen, aber damit würden wir uns langfristig ins eigene Fleisch schneiden.“

Dass es nie zum Headliner-Posten auf Festivals oder in den großen Arenen gereicht hat, nimmt man heute nicht mehr so schlimm. „Wir wollen live überzeugen, das ist uns wichtiger. Du bist immer nur so gut, wie dein letztes Konzert war. Ein wirklich großartiger Song kann deine Karriere leiten oder retten. Er kann über Wohl und Wehe deines musikalischen Lebens entscheiden, aber du kannst nie entscheiden, ob ein solcher Song passiert und angenommen wird. Erfolg bedeutet mir, dass ich von meiner Musik leben kann. Wenn ich damit die Miete bezahlen kann, bin ich damit okay – sehr viele Leute können das nicht. Das Fenster für künstlerischen Erfolg ist sehr klein und wenn ich sehe, dass so viele großartige, talentierte Bands völlig übersehen werden, kann ich mit unserem Erfolg mehr als zufrieden sein. Wir sind noch immer da, die Leute mögen unsere Shows und wir haben Energie, um die Bühne zu rocken. Das ist mehr, als ich mir früher mal ausgemalt habe.“

Kein Problem mit Fehlern
Die Konstanz und Disziplin bei Danko Jones geht sogar weit, dass sämtliche elf Songs auf „Leo Rising“ zwischen 03:07 und 03:36 Minuten lang sind – also kein Song ist mehr als 29 Sekunden länger oder kürzer als alle anderen. Diese Perfektion ist zumindest live nicht immer der Fall, dass bei so viel High Speed auch mal neben die Gitarre gegriffen wird oder der Frontmann schon mal vergisst, wie man ein Solo richtig spielt, sieht er mittlerweile entspannt. „Kein Mensch im Publikum bemerkt kleine Fehler. Das musste ich erst lernen, dass ich mir deshalb keinen allzu großen Kopf machen muss, aber nach mehr als 25 Jahren Shows weißt du, dass du nicht mehr nervös werden musst, weil sich das Verstärkerkabel lockert oder der Powerchord verschoben ist. Ich würde mich zwar als Perfektionisten sehen, aber live ist mir wichtiger, dass die Show anschiebt und keinen Platz zum Durchatmen lässt. Die Welt ist ein verdammt beschissener Platz geworden, umso mehr ist es unsere Aufgabe, dass wir und die Menschen eine Zeit lang nicht daran denken.“

Mit den Worten „Künstler“ oder „Musiker“ fängt Ganjoo übrigens nichts an. „Es gibt Menschen, die jahrelang Musiktheorie studieren und zwischen Instrumenten oder Stilen hin- und herwechseln können, als wäre es das Normalste auf der Welt. Ich bin dafür viel zu schlecht. Ich habe keine Ausbildung und keine Ahnung, ich kann nur rocken. In meiner Welt bin ich kein Künstler, sondern ein Performer. Du nennst dich auch nicht Doktor, wenn du nicht den theoretischen Unterboden für deinen Beruf durchexerziert hast.“ Überhaupt Beruf – der nächste Begriff, wo die Alarmglocken läuten. „Viele Leute glauben, eine Band zu haben, wäre kein Job. Diese Leute sollten mal ein Jahr unser Leben leben. Natürlich macht es Spaß auf der Bühne zu stehen und gemeinsam mit den Leuten einen fantastischen Abend zu haben, aber das Drumherum ist Schwerstarbeit. Das ständige Reisen, die Organisation, die Unsicherheit, weil du selbstständig und nicht geschützt bist, das Herumschleppen des Zeugs, Auf- und Abbau der Bühne. Das ist mehr Arbeit als manche in anderen Jobs haben.“

Passagiere der Veränderungen
Vor Zweifel ist auch eine Rampensau wie Ganjoo nicht gefeit. „Das Musikbusiness ist eine Welt, in der es keine Sicherheiten gibt. Du lebst jeden Tag in der Hoffnung, dass alles klappen wird und dass dein aufgebauter Erfolg einbricht. Heute wirst du auch schnell gecancelt und von der größten Band über Nacht zur Persona non grata. Oder Trends kommen und gehen. Limp Bizkit waren rund um das Jahr 2000 riesig, dann stürzten sie komplett ab, nur um jetzt in einer Nu-Metal-Nostalgiewelle wieder auf die größten Bühnen geschwappt zu werden – sie selbst sind da eher Passagiere all der Veränderungen.“ Das 30-jährige-Bandjubiläum wollen Danko Jones 2026 nicht besonders groß zelebrieren. „Das haben wir schon beim 25-Jährigen nicht gemacht. Was uns seit Anbeginn auszeichnet, ist, dass wir uns unsere Stiefel anziehen, in den Van oder das Flugzeug steigen, auf die Bühne gehen und rocken. Das ist unsere Berufung.“

Live in Salzburg
Am 9. Dezember präsentieren Danko Jones ihr neues Album „Leo Rising“ im bereits restlos ausverkauften Salzburger Rockhouse. Verstärkt werden sie von Tuk Smith & The Restless Hearts.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt