Brauchen wir neun Länder? Können und wollen wir uns in Zeiten des strengen Sparens bei den öffentlichen Haushalten in Österreich überhaupt noch neun Bundesländer, neun Landesregierungen und neun Landeshauptleute leisten? In der Vorwoche hatten die Landeschefs wieder einmal ihren großen Auftritt. Halbjährlich wechselt der Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz, gegen Ende der Periode trifft man sich im jeweiligen Vorsitzland. Nach Leogang in Salzburg im vergangenen Juni, dort letztmals unter dem Vorsitz von Landeshauptmann Wilfried Haslauer, war diesmal der noch dienstjunge blaue Landeshauptmann der Steiermark, Mario Kunasek, an der Reihe. Er übergibt zum Jahreswechsel an den Tiroler ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle. Neuerdings bürgert es sich ein, dass die Landeshauptleute bei diesen Treffen nicht allein unter sich bleiben, sondern auch Regierungspolitiker anreisen. Live vor Ort im Schloss Seggau in der Südsteiermark verfestigte sich der Eindruck, dass die Landeshauptleute aus drei verschiedenen Parteien – 5 ÖVP, 3 SPÖ, wobei Hans Peter Doskozil nach seiner neuerlichen Operation diesmal fehlte, und 1 FPÖ – eher an einem Strang ziehen als die Vertreter aus der Dreier-Bundesregierung. Ein Argument für die Bedeutung der Länder?
Österreich-Patriotismus. Mit der Bedeutung der Länder und ihrer Hauptleute setzt sich heute auch Andreas Mölzer in seiner „Krone“-Kolumne auseinander. Mölzer, selbst lange Begleiter eines Landeshauptmannes (Jörg Haider in Kärnten) findet einerseits, dass durch das offenbar von den Ländern verursachte Ausufern des Budgetdefizits einmal mehr deutlich geworden sei, „dass der heimische Föderalismus eine der großen Reform-Baustellen des Landes darstellt“. Er glaubt, es müsse „langsam den wildesten Lokalpatrioten und natürlich auch den Landeshauptleuten klar werden, dass rationalisiert, verwaltungstechnisch zusammengelegt, vereinfacht und kooperiert werden muss.“ Vor allem, „dass die Länder nicht mit vollen Händen Geld ausgeben können, das nicht sie, sondern der Bund einnehmen muss“. Aber für Mölzer steht andererseits „die identitätsstiftende Rolle der Bundesländer für unseren Österreich-Patriotismus“ außer Frage. Er schreibt: „Wir fühlen uns immer zuerst als Steirer, Kärntner, Salzburger, Tiroler, Vorarlberger, Burgenländer, Nieder- und Oberösterreicher, auch Wiener und eben dann erst als Bürger der Alpenrepublik.“ Diese Länder-Identitäten seien bekanntlich jahrhundertealt und tief in den Menschen verwurzelt. So gehöre es auch zu den besten Traditionen, „dass jedes Land seine Leitfigur hat, einen Landeshauptmann/-frau eben und so etwas wie einen Landespatron, einen Erzherzog Johann, einen Andreas Hofer zum Beispiel“. Das schaffe Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, was, wie Mölzer meint, „wohl die wichtigste Funktion unserer Bundesländer sein dürfte“. Das hat was für sich.
Kommen Sie gut durch den Montag!
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.