Die Drogeriemarktkette dm will dem Arzneimittelhandel-Monopol in Österreich einen Riegel vorschieben - und etwa eine eigene Online-Apotheke starten.
Seit Jahren bemüht sich dm darum, nicht verschreibungspflichtige Medikamente im stationären Handel verkaufen zu dürfen. In der Vergangenheit ist der Konzern jedoch mit mehreren Verfassungsrechtsklagen gegen die bestehende gesetzliche Regelung gescheitert. Nun will die Kette mit einem eigenen Online-Shop für rezeptfreie OTC-Produkte (die Abkürzung steht für „Over-the-Counter“, also „über den Ladentisch“) an den Start gehen. Der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, Harald Bauer, versprach Kunden am Donnerstag beim Bilanz-Pressegespräch Preisvorteile von 20 bis 30 Prozent gegenüber stationären Apotheken.
OTC-Versand: Wertschöpfung und Arbeitsplätze fließen ins Ausland ab
„Mehr Wettbewerb wäre eindeutig im Sinne der Verbraucher“, betonte Bauer. Eine Neuordnung des OTC-Vertriebs hätte auch volkswirtschaftlich große Relevanz. 2024 seien in Österreich bereits OTCs im Wert von 246 Mio. Euro versendet worden – um 30 Prozent mehr als im Vorjahr. „Davon entfallen 75 Prozent auf ausländische Anbieter. Dass der Gesetzgeber hier weiter Wertschöpfung und Arbeitsplätze ins Ausland transferiert, ist nicht nachvollziehbar.“
Bevor Kunden in Österreich aber Medikamente bei der Drogeriemarktkette online bestellen können, wird die dm-Online-Apotheke zuerst bei dm in Deutschland eingeführt. „Das System ist aber so gestaltet, dass es rasch auf weitere Länder ausgerollt werden kann“, betonte Bauer.
Den Menschen wird bewusst, dass Lockangebote am Schluss nicht zu einem günstigeren Einkauf führen.
Vorsitzender der dm-Geschäftsführung Harald Bauer
Preisniveau bei dm-Produkten blieb im Vorjahr konstant
Trotz steigender Energiepreise und Gehaltskosten sei es im mit 30. September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr erneut gelungen, die Teuerung bei dm zu dämpfen. „Während die allgemeine Inflation im Schnitt der vergangenen zwölf Monate bei drei Prozent lag, ist der dm-Warenkorb im gleichen Zeitraum um 0,3 Prozent teurer geworden. Das Preisniveau ist praktisch konstant geblieben“, so Bauer.
Allgemein habe die hohe Inflation in Österreich zu einer spürbaren Zurückhaltung im Drogeriegeschäft geführt. „Es gibt mengenmäßig kaum Zuwächse, die Kunden suchen günstige Alternativen und hinterfragen verstärkt Aktionspreise“, so Bauer. „Den Menschen wird bewusst, dass Lockangebote am Schluss nicht zu einem günstigeren Einkauf führen.“ dm habe hingegen sowohl bei Umsatz wie Absatzmenge zugelegt – und an Marktanteilen gewonnen.
Jedes zweite verkaufte Produkt war im Vorjahr eine Eigenmarke
Im Schnitt kaufen im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 230.000 Menschen pro Tag bei dm Österreich ein – um täglich 9000 mehr als im Vorjahr. Als Ursache für die Attraktivität der Kette nannte Bauer neben den Markenprodukten und dem Stammkundenprogramm das „konsequente Dauerpreiskonzept“. Die 16.000 Produkte im dm-Sortiment in Österreich seien im Schnitt seit 23 Monaten nicht erhöht worden.
Bei sehr geringen Gewinnmargen im einstelligen Bereich gebe es generell nur wenig Potenzial zum Preissenken. Geschafft habe man es mit Mengenvorteilen, der Umstellung von Arbeitsprozessen, Synergien durch länderübergreifende Logistik und einem hohen Anteil an Eigenmarken. „Jedes zweite verkaufte Produkt war im Vorjahr eine dm-Eigenmarke.“
Länderspezifische Preisunterschiede
In der Diskussion um Länderaufschläge im Handel sprach sich Bauer am Donnerstag gegen politische Eingriffe in die Preise aus. „Wir arbeiten stringent daran, Preisabstände zu vermindern.“ In Deutschland würden allerdings andere Rahmenbedingungen herrschen – so brauche es in Österreich etwa deutlich mehr Filialen, um die gleiche Zahl an Kunden zu erreichen. Für mehr Preistransparenz soll vielmehr ein anderer Schritt sorgen. Jeder Artikel werde in Zukunft zentral erfasst, um Preisdifferenzen und Unterschiede bei Verpackungsgrößen oder in der Produktqualität zwischen den Ländern sichtbar zu machen. „Wo länderspezifische Unterschiede nicht erklärbar sind, werden wir das Gespräch mit der Industrie suchen.“
Die Menge an Standorten ist in Österreich seit zehn Jahren recht konstant, im Vorjahr sank sie um eine Filiale auf 381. Gemeinsam mit den verbundenen Ländern in Mittel- und Südosteuropa und Italien war hingegen ein leichtes Plus bei der Zahl der Filialen um 24 auf 1.971 zu verzeichnen. Mit Stichtag 30. September 2025 arbeiten 29.120 Menschen in der dm-Gruppe, minimal mehr als noch im Vorjahr. In Österreich sank die Zahl der Beschäftigten um 111 auf 6844.
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