Nationalratspräsident Walter Rosenkranz lud zum umstrittenen „Dinghofer-Symposium“. Kritiker werfen den Blauen die Huldigung eines Nazis und Antisemiten vor, die FPÖ kontert mit Polemik.
Theophil Hansen war der Architekt des österreichischen Parlaments im 19. Jahrhundert. Ein Prunkstück der Ringstraße aus der ruhmreichen Habsburgerzeit. Hansen ist auch ein Saal im Parlament gewidmet. Dort gab es Dienstagabend eine spezielle und höchst umstrittene Veranstaltung. Initiiert von Nationalratspräsident Walter Rosenkranz. Das „Dinghofer-Symposium“.
Franz Dinghofer (1873 – 1956) war Bürgermeister von Linz, Gründer der Großdeutschen Bewegung nach dem Ersten Weltkrieg, als Mitglied der provisorischen Nationalversammlung bei der Gründung der Republik dabei. Und - ausgewiesener Antisemit und später NSDAP-Mitglied.
„Verleumdungsunkultur“
Nach einem Geigenspiel sprach der Gastgeber. Und wurde aufgrund der intensiven Kritik am Symposium offensiv. „Gedenkkultur ist wichtig. Aber in letzter Zeit erkenne ich eine Verleumdungsunkultur.“ Das Symposium gebe es schon seit 15 Jahren im Parlament. Dinghofer sei ein Geburtshelfer der Ersten Republik gewesen, einer des dreiköpfigen Präsidentenkomitees. Rosenkranz wetterte gegen Historiker und Kulturschaffende – nicht frei von Polemik. Er verwies auch darauf, dass andere Politiker anderer Parteien nach dem Ersten Weltkrieg Österreich bei Deutschland sehen wollten.
Proteste vor dem Parlament
Provokation wegen Zeitpunkts, Stichwort Gedenken an die Pogrome im November 1938? „Das Dinghofer-Institut hat sich immer an der Republikgründung orientiert.“ Antisemitismus habe selbstverständlich auch in diesem Haus keinen Platz. War der einstige Höchstrichter nun ein Antisemit? Dinghofer-Instituts-Präsident Martin Graf: „Er hatte mit vielen jüdischen Personen freundschaftliche Verhältnisse. Er war politische Mitte.“
Der schmissige Präsentator der Veranstaltung, FPÖ-Mandatar Gerhard Kaniak, bedankte sich bissig bei den Demonstranten, den Medien und dem Grünen Abgeordneten Lukas Hammer, der sich vor dem Saal mit einem Protestschild postierte, die sich so um die Aufmerksamkeit des Symposiums bemüht hätten.
Auch während der Veranstaltung gab es Protestaktionen vor dem Parlament, organisiert von der jüdischen Hochschülerschaft. Mit dabei Autor Doron Rabinovici oder Ariel Mucikant (IKG) mit heftigen Angriffen auf Rosenkranz: Die FPÖ huldige einem Nazi im Hohen Haus. Man müsse die Gesetze so ändern, „dass man den Präsidenten auch absetzen kann“.
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