Was landet am Teller?

Gestopft und gerupft: Kaum Tierwohl beim Gansl

Tierecke
04.11.2025 12:28

Die Martini-Zeit ist wieder da, und damit steigt auch die Lust auf das traditionelle Gansl. Doch wer glaubt, dass dabei ausschließlich heimische Tiere aus artgerechter Haltung auf den Tellern landen, irrt. Knapp zwei Drittel des in Österreich verzehrten Gänsefleisches stammen Schätzungen zufolge aus dem Ausland, wo teils schlechtere Lebensbedingen für die Tiere herrschen. 

Herbstliches Wetter, warme Gaststuben und geselliges Beisammensein. All das verbinden wir meist mit einem Gansl-Festessen. Doch ein genauer Blick lohnt sich, wenn man möchte, dass einem der Genuss nicht im Hals stecken bleibt. 

Nur kleinerer Teil aus dem Inland
Im vergangenen Jahr wurden in Österreich rund 930 Tonnen Gänsefleisch verzehrt – das entspricht etwa einem Gansl-Gericht pro Person. Davon stamme aber nur etwa ein Drittel aus heimischer Produktion, teilt der Verein „Land schafft Leben“ in einer Aussendung mit.

Woher ein Lebensmittel kommt und wie es produziert wurde, schlägt sich im Preis nieder. Die ...
Woher ein Lebensmittel kommt und wie es produziert wurde, schlägt sich im Preis nieder. Die Mehrkosten, die beispielsweise durch strengere Auflagen bei der Gänsehaltung entstehen, sorgen dafür, dass Fleisch aus Österreich preistechnisch mit ausländischem aus billigeren Haltungssystemen nur schwer mithalten kann.(Bild: karepa - stock.adobe.com)

Frag den Wirt, wo es herkommt!
Gründer Hannes Royer dazu: „In der Gänsemast nimmt Österreich eine absolute Vorreiterrolle ein. Trotzdem landen auf unseren Tellern jedes Jahr tausende importierte Gänse – aus Haltungsformen, die bei uns nicht einmal erlaubt sind. Meist wissen die Gäste gar nicht, was sie da eigentlich essen. Wir brauchen endlich eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, auch für die Gastronomie.“

Maria Fanninger (li) und Hannes Royer (mi) sprechen mit der „Krone“ über Wichtigkeit einer ...
Maria Fanninger (li) und Hannes Royer (mi) sprechen mit der „Krone“ über Wichtigkeit einer Herkunftskennzeichnung – vor allem bei tierischen Produkten.(Bild: Land schafft Leben)

Importierte Gänse stammen oft aus Haltungsformen, die hierzulande nicht erlaubt wären. Besonders Ungarn fällt auf: Stopfmast und Lebendrupf sind dort noch gängige Praktiken. Polen liegt auf Platz zwei der Importländer - hier ist die Stopfmast inzwischen verboten, doch Lebendrupf kommt weiterhin vor.

Bei uns gelten höhere Standards 
In Österreich gelten im Vergleich zur EU besonders hohe Standards für die Gänsehaltung. Jede heimische Gans muss laut Tierhaltungsverordnung Zugang ins Freie haben, und im Stall dürfen pro Quadratmeter maximal 21 Kilogramm Gänse untergebracht werden – je nach Gewicht entspricht das etwa vier bis fünf Tieren.

Auch der Einsatz von Antibiotika ist streng geregelt: Die Tiere dürfen nur im Krankheitsfall behandelt werden, vorbeugende Behandlungen sind verboten. Zwischen der Behandlung und der Schlachtung muss zudem eine gesetzlich vorgeschriebene Wartezeit eingehalten werden, damit keine Rückstände im Fleisch verbleiben.

Bio-Produkten Vorrang geben!
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte also zu österreichischen Weide- oder Biogänsen greifen. „Krone“ Tierecke Leiterin Maggie Entenfellner empfiehlt außerdem, beim Restaurantbesuch „lästig“ zu sein: „Fragen Sie gezielt nach der Herkunft des Gänsefleisches. Ist es keine österreichische Weide- oder Biogans, lohnt es sich, ein für ein alternatives Lokal oder Menüauswahl zu entscheiden“. 

Zitat Icon

Fragen Sie gezielt nach der Herkunft des Gänsefleisches!

Maggie Entenfellner, „Krone“ Tierecke Leiterin

Am Ende liegt es also an den Gästen selbst, die Verantwortung auf ihrem Teller zu übernehmen. Wer genau nachfragt, kann sicherstellen, dass das Martinigansl nicht nur schmackhaft, sondern auch verantwortungsvoll produziert ist. Damit schützen wir nicht nur die Tiere, sondern unterstützen auch die heimische Landwirtschaft und ihre strengen Tierschutzstandards.

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