Heftiger Wortwechsel

Merz und Erdogan liefern sich Eklat in Ankara

Außenpolitik
30.10.2025 16:12

Eine zunächst friedliche Pressekonferenz endete am Donnerstag mit einem politischen Donnerschlag. In Ankara gerieten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz offen aneinander. Streitpunkt: der Gaza-Krieg. Erdoğan stellte sogar den Kanzler vor laufenden Kameras infrage.

„Israel ist ein Zufluchtsort für Millionen Jüdinnen und Juden geworden, viele, die den Holocaust überlebt haben. Deswegen wird es immer so sein, dass Deutschland fest an der Seite des Staates Israel steht“, betonte Merz. Erdoğan konterte scharf: „Kann ich nicht zustimmen.“

Erdoğan: „Sieht Deutschland Genozid nicht?“
Die Hamas, so der türkische Präsident, habe „keine Nuklearwaffen und keine Bomben“, Israel hingegen verfüge über solche Waffen und bombardiere Gaza trotz des Waffenstillstands weiter. Wörtlich fragte Erdoğan seinen Gast: „Sieht Deutschland den israelischen Genozid in Gaza nicht?“

Nach kurzen Freundlichkeiten wurde die Stimmung plötzlich frostig.
Nach kurzen Freundlichkeiten wurde die Stimmung plötzlich frostig.(Bild: EPA/NECATI SAVAS)
Ungewohnt direkt gerieten Friedrich Merz (links) und Recep Tayyip Erdoğan in aller ...
Ungewohnt direkt gerieten Friedrich Merz (links) und Recep Tayyip Erdoğan in aller Öffentlichkeit aneinander.(Bild: AFP/ADEM ALTAN)

Merz hält dagegen
Der Kanzler hielt dagegen, Israel habe von seinem „Recht auf Selbstverteidigung“ Gebrauch gemacht. Der Krieg hätte längst geendet, „wenn die Hamas die Geiseln freigelassen und die Waffen niedergelegt hätte“. Die Türkei, die über enge Kontakte zur Hamas verfügt, hatte bei der Vermittlung einer Waffenruhe im Gazastreifen vor rund zwei Wochen eine zentrale Rolle gespielt – doch die Lage bleibt angespannt.

Trotz der Differenzen in der Nahost-Frage bemühte sich Merz, das Verhältnis zur Türkei zu stärken. Er sprach sich für eine Vertiefung der strategischen Partnerschaft aus und sicherte Ankara Unterstützung auf dem Weg in Richtung EU zu.

Merz will Türkei in der EU, aber nicht um jeden Preis
„Als Deutsche und als Europäer müssen wir unsere strategischen Partnerschaften ausbauen. Und dabei führt kein Weg an einer guten und vertieften Partnerschaft mit der Türkei vorbei“, sagte Merz. Zugleich erinnerte der Kanzler an die Kopenhagener Kriterien, die für einen EU-Beitritt gelten. „Es sind in der Türkei Entscheidungen getroffen worden, die noch nicht den Ansprüchen genügen im Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie“, so Merz.

Erdoğan verteidigte hingegen das Vorgehen der türkischen Justiz – auch im Fall des inhaftierten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, dem er vorwarf, die Justiz „mit Füßen getreten“ zu haben.

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