Am 4. November feiert der Musikverein Graz den runden Geburtstag seiner Heimat, des Stefaniensaals, mit einem besonderen Programm. Vorab gab Intendant Michael Nemeth der „Krone“ einen ganz persönlichen Einblick in den wunderschönen Saal.
„Ganz hinten auf der rechten Seite“, sagt Michael Nemeth und zeigt von der Bühne aus über die Reihen der grünen, samtbezogenen Sessel hinweg. „Der seitliche Klappsitz mit der Nummer 9. Das war der Platz, für den mir mein Vater 1996 als angehender Student ein Abo geschenkt hat.“ Heute ist Nemeth seit fast 18 Jahren Intendant des Grazer Musikvereins und dafür verantwortlich, dass auf der Bühne des Stefaniensaals international gefeierte Künstler auftreten.
Am 4. November feiert der Konzertsaal im Congress Graz seinen 140. Geburtstag. 1885 wurde er eröffnet, beim „Fest-Concert“ erklang damals Beethovens Neunte. Benannt wurde der Saal, der damals noch ohne Feststiege über die Schmiedgasse erreichbar war, nach Kronprinzessin Stephanie. Die Frau von Kronprinz Rudolf kam aber erst 1887 zu Besuch.
Berühmte Komponisten überall
Seine heutige Form erhielt der Saal bei der Erweiterung 1908. Seit damals begrüßt der marmorne Beethoven auf der Feststiege die Besucher. „Wieso genau Beethoven? Wir wissen es ehrlich gesagt nicht, aber er war zu dieser Zeit einer der berühmtesten Komponisten“, sagt Nemeth. Und er war – wie Schubert – noch zu Lebzeiten Ehrenmitglied des 210 Jahre alten Musikvereins Graz geworden.
Seither säumen auch 14 Porträts berühmter Komponisten die Wände. „Das entsprach dem damals gängigen Stil des Historismus“, sagt Nemeth. „Es beginnt mit Bach und Händel im Barock, geht über die Trias der Klassik bis zu Romantik und endet mit Brahms, Bruckner und Hugo Wolf.“
„Der beste Platz ist überall“
Heute passen knapp 1200 Menschen in den Stefaniensaal. Und welcher ist der beste Platz? „Der beste Platz ist überall“, verspricht Nemeth, „aber ganz beliebt ist natürlich das Parkett und dort besonders die fußfreien Reihen“. Akustisch sitze man durch die Schuhschachtel-Architektur überall gut. „Wenn sie nicht stimmen würde, dann würden nicht so viele Weltstars zu uns kommen“, sagt Nemeth. „Viele finden unseren Saal heimeliger als den Goldenen Saal in Wien, dem er nachempfunden ist. Sie sagen, dass sie hier eine bessere Beziehung zum Publikum spüren.“ Wie anno dazumal Nemeth besuchen auch heute viele junge Klassik-Liebhaber Konzerte. „Wir vergeben jährlich 2000 Tickets an Unter-30-Jährige.“
Wer genau hinsieht, bemerkt allerdings, dass die Farbe am Engel über Carl Maria von Weber langsam abblättert, dass die Technik nicht mehr die neueste ist, kurzum: dass der Saal nach 40 Jahren eine Renovierung nötig hätte. „Für jedes Konzert, das kein klassisches ist, muss man Technik zumieten“, sagt Nemeth. „Es muss ein Re-Design her, die Stuckatur gehört erneuert.“ Und eine Cafeteria im Foyer sei „ein Wunsch von vielen“. „Es gab früher eine mit gutem Gulasch.“
Festkonzert mit Altem und Neuem
Am 3. und 4. November dirigiert Vassilis Christopoulos die Grazer Philharmoniker – sie feiern übrigens ihren 75. Geburtstag. Auf eine neue Auftrags-Festmusik von Marcus Nigsch folgt unter anderem Richard Strauss’ „Heldenleben“. „Das stand auch 1950 bei der Gründung des Orchesters am Programm.“ Am 5. November spielt der weltberühmte Pianist Grigory Sokolov Beethoven und Brahms – ein würdiges Geschenk zum 140. Jubiläum.

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