43 Jahre Bestatter

Ein Leben für die Toten – mit viel Menschlichkeit

Tirol
01.11.2025 09:00

Der Zillertaler Bestatter Martin Dornauer hat in seinem speziellen Beruf bisher sehr viel erlebt. Im Radio-U1-Interview mit Vitus Amor, das am Dienstag ausgestrahlt wird, spricht er über besondere Fälle, schöne Momente trotz all der Trauer und seiner Vorstellung vom Tod. Die „Krone“ durfte sich das Gespräch schon vorab anhören.

„Wie geht's da?“ – Diese Frage stellt der einstige Zillertaler-Haderlumpen-Chef in seiner Radio-U1-Sendung seit dem Jahr 2024 Tiroler Persönlichkeiten. In Folge 19 ist Bestatter Martin Dornauer zu Gast, die Sendung wird am Dienstag, dem 4. November 2025, ausgestrahlt.

„Ich habe früh bemerkt, wie wichtig der Beruf des Bestatters ist. Die Menschen erleben die schmerzlichste Erfahrung, die das Leben bereithält. Ich will ihnen dabei bestmöglich helfen“, erklärt der Zillertaler und verrät, welche Voraussetzungen man dafür mitbringen muss: „Man sollte einfach nur menschlich sein und mit seinem Gegenüber so umgehen, wie man es selbst gerne hätte.“

„Ich bin rund um die Uhr erreichbar“
Das Prozedere, das eine Familie bei einem Todesfall erwartet, ist allseits bekannt. Der Tod kann jederzeit unerwartet eintreten. „Daher bin ich auch rund um die Uhr erreichbar. Urlaub bzw. Ausgleich ist für mich, wenn ich bei einer Skitour oder einer E-Bike-Tour entspannen kann“, sagt Dornauer.

Der begnadete Bergsteiger Christopher Mayer kam 2016 mit 25 Jahren bei einem Lawinenunglück am ...
Der begnadete Bergsteiger Christopher Mayer kam 2016 mit 25 Jahren bei einem Lawinenunglück am Olperer ums Leben.(Bild: Christopher Mayer)
Einen kleinen Teil der Asche von Christopher Mayer nahmen Lukas Furtenbacher und Daniel Kopp mit ...
Einen kleinen Teil der Asche von Christopher Mayer nahmen Lukas Furtenbacher und Daniel Kopp mit auf den Everest.(Bild: Familie Mayer)

Bisher nur drei bis vier Tage im Krankenstand
In den 43 Jahren, in denen er dieser Profession nachgeht, sei er „grob geschätzt“ bisher drei bis vier Tage im Krankenstand gewesen. „Ich hatte immer Glück, dass ich mich nie schwer verletzt habe. Und wehleidig bin ich auch nicht unbedingt“, schmunzelt der Zillertaler.

An den Beruf gewöhne man sich nicht, sondern man lerne schlichtweg, damit umzugehen. „Bei ganz tragischen Fällen habe ich mir einen Schutzmechanismus aufgebaut, hier funktioniere ich nur mehr und arbeite einfach alles Schritt für Schritt ab. Wirklich Zeit, um über das Erlebte nachzudenken, habe ich so gut wie nie – denn meistens hat sich bereits der nächste Todesfall zugetragen“, sagt der Bestatter. Passende Worte für die trauernden Familien gäbe es nicht. Am besten sei es, ihnen einfach zuzuhören.

„Wie geht‘s da?“
Hier ist die Sendung zu hören

Die Sendung wird am Dienstag, den 4. November 2025, um 20 Uhr bei Radio U1 Tirol ausgestrahlt. Wiederholt wird sie am Montag, den 10. November 2025, um 20 Uhr. Zudem kann sie jederzeit auch auf YouTube, Spotify, Apple Podcast sowie auf der Radio-U1-Tirol-Homepage nachgehört werden.

(Bild: Radio U1 Tirol)

Christopher Mayer blieb besonders in Erinnerung
Im Laufe der Jahrzehnte seien es „viele Todesfälle“ gewesen, die Dornauer in Erinnerung geblieben seien. Hervorzuheben sei jener des jungen Zillertalers Christopher Mayer (25) – die „Tiroler Krone“ berichtete mehrfach. „Im Training am Olperer für die Besteigung des Mount Everest geriet er 2016 unter eine Lawine und starb. Bergführer nahmen später einen Teil seiner Asche in einer Spezialanfertigung mit auf den Mount Everest und fixierten diese dort. So ging sein Wunsch doch noch in Erfüllung“, erzählt der Tiroler.

Trotz all der Trauer, mit derer der Zillertaler tagtäglich konfrontiert ist, erlebe er auch schöne Momente. „So war ich beispielsweise bei einer Familie, die sehr um die verstorbene Oma trauerte. Plötzlich ging ein Anruf samt Botschaft ein, dass ein Urenkel gesund geboren sei. Die Emotionen schlugen binnen weniger Sekunden von Leid auf Freud um. Es war wirklich schön, das miterleben zu dürfen“, erinnert sich Dornauer und berichtet sogar von einem privaten Erlebnis: „Vor vier Jahren starb meine Tante, zwei Tage später mein Vater. Beide habe ich nacheinander in das Krematorium gebracht. Zu wissen, dass mein Vater dort nicht alleine war, hat mich beruhigt. Ich konnte mit einem besseren Gefühl wieder nach Hause fahren.“

„Russischer Botschafter lässt Sarg versiegeln“
Es komme auch immer wieder vor, dass Verstorbene in andere Länder überstellt werden müssen – das hänge vor allem mit dem Tourismus zusammen. „Im Zillertal haben wir auch russische Gäste. Stirbt einer von ihnen, kommt immer der russische Botschafter samt Begleiter, die ihn beschützen. Er fährt mit uns zum Friedhof und beobachtet die Versargung. Dann wird zugelötet und der Sarg mit einem Siegel versehen, damit ja nichts hineingegeben werden kann. Danach erfolgt die Überstellung“, schildert der Bestatter.

Tendenziell haben Überstellungen aber abgenommen – und zwar wegen der Kremierungen. „Viele der verstorbenen ausländischen Menschen werden bei uns verbrannt und die Urne wird dann mittels Paketdienst, der dringende Arzneimittel liefert, seriös überstellt“, klärt der Zillertaler auf.

„Es gibt etwas nach dem Tod“
Hat er selbst Angst vor dem Sterben? „Nein, überhaupt nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es etwas nach dem Tod gibt. Und: All jene, die sterben, haben es bereits hinter sich. Schwieriger haben es hingegen diejenigen, die hinten bleiben müssen“, betont Dornauer.

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